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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 34.1914

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Frank, W..: Photographien von Frau Elisabeth Simons
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https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0069

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FRAU ELISABETH SIMONS—ELBERFELD.

»KINDER-BILDNIS« AMATEUR-PHOTOGRAPHIE«

PHOTOGRAPHIEN VON FRAU ELISABETH SIMONS.

Frau Elisabeth Simons ist Dilettantin, daher
die Frische ihrer Auffassung, die phrasen-
lose Echtheit und der opfervolle künstlerische
Ehrgeiz, den ihre Bilder verraten. Es sind
Photographien einer Mutter, aus dem natür-
lichen Stoffkreise einer Mutter; sie kennt die
Modelle, ihre Kinder, bis ins Kleinste, vermochte
die intimsten feinsten Regungen der kleinen
Körper zu erhaschen. Andererseits kennen
auch die Kinder vor der Mutter keine Schüchtern-
heit, geben sich frei nach ihrem Wesen und
der augenblicklichen Laune. Daher der hohe
Reingewinn an Kunst, der Feingehalt an Poesie,
der — in einem vollkommen unsentimentalen
Sinne — diese Aufnahmen auszeichnet.

Photographie als Kunst — es hat lange ge-
dauert, ehe sich diese Anschauung durchsetzen
konnte. Heute ist die Meinung von der Seelen-
losigkeit der photographischen Prozedur über-
wunden. In der heutigen künstlerischen Photo-
graphie spielen die subjektiv-seelischenBestand-
teile gegenüber den objektiv-mechanischen bei

weitem die größere Rolle. Wir wissen, daß
der Photograph sogar „komponiert", nicht nur
durch die Stellung des Modells, nicht nur durch
die Wahl des Ausschnittes, sondern auch durch
das Erhaschen einer bestimmten Lichtführung,
die in der Verteilung heller und dunkler Massen,
in der Heraushebung oder Zurückdrängung be-
stimmter Einzelheiten, Linien undFormen seiner
persönlichen Auffassung des Gegenstandes ge-
rade entspricht. Gerade in der Formenwieder-
gabe ist der Photograph sehr frei. Er hat es
völlig in der Hand, sie stark durchzumodellieren
oder sie verschwinden zu lassen und den Kör-
per in die Fläche zu drücken — für letzteres
ist ein schönes Beispiel das kleine nackte
Mädchen, das sich am Strauch in die Höhe
reckt nach einer Beere, nach einer Blüte. Was
will solchen Bildern gegenüber das alte Schlag-
wort von dem indiskreten, steckbriefartigen
Wesen der Photographie? Hier spricht nur die
zarte klare Umrißlinie, die frappante Helligkeit
auf dem dunkleren Grunde, und der Gesamt-

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