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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 34.1914

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Michel, Wilhelm: Maler Peter Koch - Gimmeldingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0115

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PETER KOCH GIMMELDINGEN.

GEMÄLDE »AUSBLICK«

MALER PETER KO<

Die Arbeiten Peter Kochs kommen aus einer
klaren festen Seele. Sie kommen aus
einer Künstlerberufung von bemerkenswerter
innerer Reinheit. Die gesammelte unerschütter-
liche Kraft eines männlich-kindlichen Geistes
wird lebhaft in ihnen fühlbar.

Die Art, wie in der ersten der hier wieder-
gegebenen Landschaften die Hügellinien sich
über der feinen, duftigen Welt der Gartenge-
büsche wölben, kennzeichnet die einfache, un-
schuldige Beziehung, in der diese Künstlernatur
zur Außenwelt und zu ihrem eigenen Ausdrucks-
streben steht. Es gibt hier keine düsteren tra-
gischen Verwicklungen, keinerlei Wesensspal-
tungen und psychologische Dunkelheiten. Die
Beziehungen zwischen äußerer und innerer Welt
sind ungestört und beruhen auf einer glück-
lichen Gegenliebe. Scheinbar freiwillig, ja mit
Lust gibt diese pfälzische Landschaft die klare
schöne Musik ihrer Linien her. Es klingt von
außen wie es von innen klingt; es ist Landschaft,
Bestandteil äußerer Natur, und doch im selben
Augenblicke auch inwendigster Gesang. Denn
trotz des getrübten, heute vielfach auf Gewalt,

:H-GIMMELDINGEN.

Notwehr, Zwang gegründeten Verhältnisses
zwischen den äußeren und den inneren Dingen
bleibt die alte Wahrheit bestehen: Die Welt
erschließt sich einer kräftigen zarten Sinnlich-
keit am liebsten. Die innere Ruhe und Liebe
ist die zuverlässigste Quelle reinen künstleri-
schen Ausdrucks, die durch zähe redliche Ar-
beit zum Strömen gebracht wird.

Diese Wahrheit wird freilich auch von der
modernen Malerei erkannt. Nur wird sie ge-
trübt durch die kämpferische Erregung, die
von der Niederwerfung der naturalistischen
und impressionistischen Hemmungen her in den
Händen und den Geistern der Künstler noch
nachzittert. Deshalb haftet auch dem neuesten
Streben nach solcher Einfachheit noch das Ge-
waltsame an, das Literarische, das Naturbur-
schenhafte, das düster Romantische. Bei Peter
Koch fehlen diese Elemente vollkommen. Die
jüngste Emanzipation der Malerei brachte wohl
auch ihm ihre großen Vorteile, ihre Befreiung
von allen äußeren Hemmungen des Ausdrucks.
Aber die Gesundheit und Festigkeit seines
männlichen Wesens war von jeher vorhanden.

"14. VIII. 3.
 
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