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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 34.1914

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Georgi, Walter: Freie Secession Berlin 1914
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https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0166

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Freie Secession Berlin igi4-

PROFESSOR WILHELM TRUBNER.

»MARIENSAULE VOR STIFT NEUHURG«

tige Ausstellung hingegen dürfen sie nicht an-
gesprochen werden. Die Ausstellung dokumen-
tiert schon aus dem Grunde keinen gemein-
samen Weg, da ihr die Ausmerzung we-
der des Schwächlichen, noch des Unge-
sunden gelungen ist. Nicht mit Worten,
denen man krampfhaft Überzeugungs-
kraft zu leihen versucht, kommt man
zum Ziel. Man rede weniger und über-
lasse es der künstlerischen Persönlich-
keit, durch die Leistung ihre gesunde
Stärke zu beweisen. In dem ernsten
Streben nach dem höchsten künstle-
rischen Ideal liegt das einende Band,
dorthin führt der gemeinsame Weg. Wer
dieses Ideal sucht, der schweigt in der
Ergriffenheit vor dem Höchsten und ver-
zichtet auf laute Worte, die unter Um-
ständen Zweifel an der Aufrichtigkeit und Inner-
lichkeit des Strebens erwecken, jedenfalls
aber eher schaden als nützen können.
Wenn man von dieser die Kritik herausfor-

dernden Selbstanpreisung der Aussteller ab-
sieht und das Vorhandene auf Wert und Un-
wert prüft, gewinnt man die Überzeugung, daß
neben Minderwertigem und Mittelmäßigem auch
eine nicht geringe Zahl guter und selbst hervor-
ragender Leistungen vorhanden ist. Die Phy-
siognomie ähnelt im großen und ganzen der-
jenigen früherer Secessionsausstellungen, nur
daß man manches altgewohnte Gesicht ver-
mißt, vor allem Corinth und Slevogt. Statt
dessen hat man der privaten Sammlung Julius
Sterns, des jüngst verstorbenen eifrigen
Förderers der alten Secession, einen besonderen
Raum angewiesen, ebenso Hans Thoma, von
dem man eine Anzahl bekannter, älterer Werke
bringt. Man wird aber den Eindruck nicht los,
als ob man mit dieser Ergänzung der Aus-
stellung eine gewisse Schwäche der Gegen-
wart mit Werten, deren Ursprung bereits der
Vergangenheit angehört, zu verdecken ver-
sucht hätte. Die Sammlung Julius Stern ist
in sich abgeschlossen ein harmonisches Ganzes

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