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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 34.1914

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Vollert, Konrad: Bildhauer Franz Metzner
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https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0191

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FRANZ
METZNER.

BILDHAUER FRANZ METZNER.

VON DR. EONRAD VOLLERT—BERLIN.

Es ist beinahe eine Gewohnheit geworden,
das Schaffen großer Künstler als einen
tragischen Kampf gegen den Geist ihrer eigenen
Zeit aufzufassen — als einen Kampf gegen Un-
verstand, Anfeindung und Böswilligkeit, dem
nur ein später, meist erst posthumer Erfolg
vergönnt sei. Gewiß, in vielen Fällen gibt die
geschichtliche Erfahrung dieser Auffassung
recht. Der Grund liegt klar zu Tage: in jedem
großen Künstler ist etwas Revolutionäres, Um-
stürzlerisches; irgendwie ist er immer ein Zer-
trümmerer alter Gesetzestafeln. So trägt er
denn freilich nicht selten das Los des Prophe-
ten, der seiner Zeit nichts gilt und verlacht
oder gekreuzigt wird. Doch oft auch ist es ihm
beschieden, einer schon ringenden, vorwärts-
drängenden, gährenden Epoche als ein sicht-
barer, verehrter Führer die Bahn zu weisen
nach jenen Zielen, denen sie dunkel ahnend zu-
strebt. Ein solcher Künstler ist Franz Metzner.

Im 44. Jahre seines Lebens hat er sich bereits
seinen festen angestammten Platz an der Spitze
unserer deutschen Plastiker erworben. Er ist

nicht mehr fortzudenken aus der Entwicklung
der Kunst, die er — man möchte sagen — mit
einem gewaltigen Sprung vorwärts geführt hat.
Denn in der Tat, das Werk dieses Mannes steht
einzig da, fast ohne Tradition, wie ein Gewächs
ganz aus eigenem Boden, aus eigener Kraft,
und doch — wenn wir es genau erwägen —
eben als ein echtes Kind unserer Zeit.

Ja, man tut dieser Zeit Unrecht, wenn man ihr
lediglich einen merkantilen, industriellen Geist
zuspricht, der dem Schönen im Grunde fremd
gegenüber stehe. Eine solche Beurteilung trifft
nur für einen Teil der großen Erscheinung un-
serer Epoche zu. Macht und Reichtum haben
bisher noch stets in irgend einer Weise dem
künstlerischen Leben neue Kräfte geweckt.
Der Zug unserer Tage zum Monumentalen, das
großartige Zusammenarbeiten der bildenden
Künste unter dem einenden Band der Architek-
tur läßt sich gewiß mit der äußeren Entwick-
lung unserer Nation in Zusammenhang bringen.
Dieser Zug entspricht nicht nur einem gestei-
gerten Luxusbedürfnis, ist vielmehr — wie er es

1914. IX. 4.

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