Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 34.1914

DOI Artikel:
Hoeber, Fritz: Ein Grabmal von Professor Hugo Eberhardt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0239

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
PROFESSOR HUGO EBERHARDT.

GRABSTATTE HEINRICH KRÜMM.

EIN GRABMAL VON PROFESSOR HUGO EBERHARDT.

In frühern Zeiten hoher Kultur lag es den
Reichen und Mächtigen am Herzen, etwas
von der lebendigen Schönheit, die sie auf Erden
genossen, den kommenden Geschlechtern in
feierlichen Gedenksteinen zu bewahren. Die
Geschichte der Bildnerei ist inhaltlich aufs
engste mit der künstlerischen Entwicklung des
Grabmals verknüpft: Wer kennt nicht die
herrlichen Grabdenkmäler Attikas, Florenz',
der nordischen Spätgotik? — Die jüngst ver-
gangene Zeit hat diese Aufgabe ganz vernach-
lässigt, sie dem ungebildeten Geschmack routi-
nierter Steinmetzfirmen überlassen, ohne zu
bedenken, welch schlechtes Zeugnis sie damit
ihrem seelischen Ernst, ihrem transzendenten
Gefühl für das Weiterleben lieber Verstorbener
im Herzen ihrer Mitwelt ausstellt. Wir können
sagen, daß wir über solche geschmacklose
Gleichgültigkeit hinaus sind: nicht nur daß wir
heute wieder einzelne Grabmäler von künst-
lerischem Ernst besitzen, es hat sich auch eine
„Gesellschaft für Friedhofskunst" gebildet, die

auf diesem Sondergebiet vorbildlich wirken will.
— Hugo Eberhardts Grabmal Heinrich
Krumm auf dem Offenbacher Friedhof, das
1913 vollendet wurde, ist ebenfalls ein Zeichen
der Besserung und zwar ein objektiv ganz vor-
treffliches. Es ist ein Architekturgrabmal, doch
läßt das Architektonische einer Entfaltung frei-
plastischen Schmucks reichen Spielraum. Diese
Plastik wurde von drei Künstlern, Karl Stock
in Frankfurt a. M., Karl Hub er in Offenbach
und Karl Killer in München geschaffen. —
Die Situation stellt einen Kreissektor dar, in
den über Eck der ovale Grundriß des Grab-
tempels hineinkomponiert wurde. Stufen mit
doppelten Seitenwangen — für Blumen und
für die die Front seitlich abschließenden Hoch-
figuren Killers, stimmungsvolle Allegorien
von „Tag" und „Nacht", — gewinnen die runde
Vorderflucht des Grundstücks wieder. Auf
diesem Sockel erhebt sich der in einem präch-
tig patinierenden Kirchheimer Kalkstein er-
richtete Kuppeltempel, die Mauern aus Rustika-

1914. IX. 9.

231
 
Annotationen