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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 34.1914

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K., A.: Die Ausstellung der Darmstädter Künstler-Kolonie 1914
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https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0249

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PROl''. ALBIN MULLER.

DAS HAUPT PORTAL.

AUSSTELLUNG DER DARMSTÄDTER KÜNSTLER-KOLONIE 1914

VOM 16. MAI BIS 11. OKTOBER.

Die Hauptbedeutung dieser Ausstellung und
der Künstler-Kolonie liegt darin, daß hier
an den Prinzipien des modernen deutschen
Kunsthandwerks energisch festgehalten wird.
Prinzipien, als deren Ausgangspunkt man wohl
Darmstadt betrachten kann. Das Schicksal der
jungen kunstgewerblichen Tradition in Deutsch-
land ist so außerordentlich wichtig, daß dieser
Punkt eingehender Beachtung bedarf. Es er-
übrigt sich, hier erneut eine Darstellung unserer
jüngsten kunstgewerblichen Entwicklung zu
geben. Sie ist mit allen ihren Wandlungen
hundertfach erörtert. Die Rolle Darmstadts
innerhalb derselben ist die, daß hier im Jahre
1901 zum ersten Male die Strebungen zu einem
lautredenden, wenn auch nicht durchweg End-
gültiges bietenden „Dokument" zusammenge-
faßt wurden und daß den legitimen Grundsätzen
dieser Anfänge hier die lobenswürdigste Treue
gehalten wurde. Je mehr sich die Zahl der
Überläufer ins Lager der früheren Stilarten ver-
stärkt, desto mehr ist diese Beharrlichkeit an-
zuerkennen. Insofern kommt die Darmstädter
Ausstellung zu einem richtigen Zeitpunkte; je
zahlreicher die Verlockungen zum Verlassen

der bewährten Traditionen werden, desto
besser wirken die Beispiele treuen Festhaltens.
Ist auch nicht alles gelungen, was auf Grund
dieses Beharrens erzeugt wurde, — große re-
präsentative Aufträge standen nur teilweise
zur Verfügung —■ so werden dadurch die guten
Überlieferungen doch keineswegs in ihrem Wert
und in ihrer Geltung gemindert. Entwicklungen,
sogar Abweichungen vom Wege können frei-
lich nie vermieden werden. Daß gelegentlich
gewissen Verlockungen nachgegeben wird, ist
noch kein grundlegender Schaden. Aber es
kann keinem Zweifel unterliegen, daß weder
das Abschweifen in die früheren Stilarten noch
etwa eine ziemlich künstlich konstruierte und
von Berlin aus verkündete deutsche „Neugotik"
fruchtbare Wege zur Vollendung des ruhmvoll
Begonnenen bedeuten können. Es heißt weiter-
bauen auf den mühevoll geschaffenen Grund-
lagen, es heißt fortschreiten auf dem guten
geraden Wege. Diese Wahrheit erkannt und
in die Tat umgesetzt zu haben, das ist das
Verdienst dieser Ausstellung, das Verdienst
aller Faktoren, die hier maßgebend waren, ins-
besondere des fürstlichen Schirmherrn.

19U. x. 1.
 
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