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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 34.1914

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Zuckerkandl, Berta: Das Österreichische Haus auf der Deutschen Werkbund-Ausstellung - Cöln
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0357

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DAS ÖSTERREICHISCHE HAUS

AUF DER DEUTSCHEN WERKBUND-AUSSTELLUNG, CÖLN 1914.

Die Wissenschaft überzeugt durch Gründe,
die Kunst soll durch ihr Dasein über-
zeugen."

„Schönheit ist die vollkommene Überein-
stimmung des Sinnlichen mit dem Geistigen."

„Jede Kunst liegt in der vollkommenen Dar-
stellung der mehr oder minder vollkommenen
Idee."

„Nicht der Gedanke macht das Kunstwerk,
sondern die Darstellung des Gedankens."
» • •

Auf dem bandartigen, dreifach gestuften Ar-
chitrav, welcher den Säulenbau des „Öster-
reichischen Hauses" krönt, sind diese Sprüche
Grillparzers in den monumentalen Typen, die
Professor Larisch der österreichischen Schrift-
kunst schuf — geprägt. Die in Beton erhaben
geformten Buchstaben umsäumen das Haus,
umschließen es wie ein streng und herb stili-
siertes Ornament. Ganz einzig wirkt das dun-
kelgraue, tempelartige Gebäude, welches über
den tragenden Säulenreihen, diese wie in Granit
gehauenen Zeichen der tiefsten Kunsterkenntnis
des österreichischen Dichters entrollt. Wenn
es die Aufgabe eines Ausstellungs - Gebäudes
ist, wie ein Ruf zu wirken, und mit den unver-

löschbaren Zügen einer Eigenart sich in das Be-
wußtsein der flutenden Menge einzukrallen, so
ist nicht nur als Kunstwerk, sondern auch in
diesem Sinne als Zweckbau, das von Regie-
rungsrat Professor Josef Hoffmann errich-
tete Haus vollkommen zu nennen.

Das österreichische Haus wirkt feierlich mo-
numental wie ein Tempel der Kunstweihe. Das
dunkle Grau der kapitällosen gerifften Säulen-
züge wird nur rechts und links vom Eingang
durch zwei leuchtend weiße Figuren von Pro-
fessor Hanak erhellt, die restlos dem Rhyth-
mus der Hoffmannschen Architektur sich ein-
fügen. Eine Anbetende und ein Ringender mit
ekstatischer Gebärde. Dramatisch leidenschaft-
lich durchfühlte Körper. Sie sind Stimmungs-
leiter in das Innere des Hauses; sie lenken zu
dem stillen und pathetischen Hof, der nach
außen gegen die Säulen-Portiken hin offen ist.
Dieser Hof, den Professor Strnad gestaltet hat,
ist wie ein Vorhof der Erwartung, der Vorbe-
reitung. Das kühle Rot der von Bildhauer Ob-
sieg e r schön gezeichneten Gödinger Ziegel, die
den Mauern und dem Bodenbelag ihren Akzent
geben, und das in seinen Maßverhältnissen so
originell und edel wirkende schmale Wasser-

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