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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 34.1914

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Breuer, Robert L.: Die Cölner Werkbund-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0442

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Die Cölner Werkbund-Ausstelluno.

FRAU KNÜPPELHOLZ-ROESER—BERLIN. »HAUS DER FRAU« D.W.B.-AUSSTELLUNG.

chen nur zu einem geringen Teil. Das Cafehaus
von Niemeyer, an dem man bei einem Intervall
der Ladenstraße vorbei muß, ist sehr gefällig,
außen wie innen heiter und gepflegt.

Die Ladenstraße öffnet sich in den Haupt-
platz der Ausstellung. Er grenzt mit der einen
Seite an das Rheinufer; da aber hier ein großer
Musikpavillon steht, so kommt auch diesmal
der Fluß nicht zu seiner Geltung. Im tiefen
Rechteck streckt sich der Platz landeinwärts;
die Restaurationsgebäude von Paul, die Fest-
halle von Peter Behrens, das Österreichische
Haus von Joseph Hoffmann und die Haupthalle
von Theodor Fischer umstehen ihn, umstehen
ihn aber nicht so dicht, daß der Eindruck einer
Platzwandung aufkommen könnte. Es öffnen
sich überall Durchblicke, die aber wiederum
kein eigentliches Ziel aufweisen, sondern nur
als Durchlöcherungen einer scheinbar geplanten
Umgrenzung wirken. Vor der Haupthalle zum
Beispiel läuft eine breite Querallee vorüber;
man weiß nicht recht, ob sie noch zu dem Recht-
eck, das vom Rhein aufsteigt, gehört, oder ob
sie es rechtwinklig durchdringt. Jedenfalls im
Blick längs der Haupthalle wirkt diese Allee
wie ein neuer Platz, der auf dem einen End-
punkt durch das sächsische Haus, das Lossow
und Kühne bauten, abgeschlossen wird, der sich
in der entgegengesetzten Richtung bis zu dem
Kontorhaus und der Fabrik von Gropius er-

streckt, links vor der Behrenshalle und dem
Haus der Frau, rechts von dem Theater des
Van de Velde bewandet. Durch die Gropius-
bauten abgeschnürt, mündet diese zweite Platz-
anlage in eine zivile Straße, die an dem Olden-
burgerhaus vorbei sich im Niederrheinischen
Dorf verliert. Die Anlage zwischen dem Theater,
der Fabrik und dem Haus der Frau ist wohl
die beste Stelle der Ausstellungsstadt, deren
Grundrißdisposition im übrigen, wie das auch
der wohlwollende Betrachter eingestehen muß,
nicht schlankhin überzeugt.

Es wäre töricht, von Ausstellungsbauten
architektonische Offenbarungen zu verlangen;
aus Scheinmaterialen, Holz und Rabitz, ausge-
führt, bleiben sie Notgebilde. Es muß ihnen
die Sinnlichkeit, die der Backstein ebensogut
wie der Werkstein, die jeder ehrliche Stoff, nur
nicht das Wesenlose ausströmt, mangeln. Damit
ist aber nicht gesagt, daß Ausstellungsgebäude
licht dennoch einen eigenen Ausdruck erwirken
können. Das Österreichische Haus beweist dies.
Zwar eignet auch ihm keine stoffliche Kraft;
aber es siegt durch die Form: es ist ein Aus-
stellungsgebäude, mit kecker Genialität impro-
visiert. In einem redlichen Material, dauerhaft,
ließe es sich kaum denken. Der Fehler der
meisten anderen Cölner Gebäude ist der, daß
sie die Dünne ihrer Wände nicht offen zugeben.
Zwar gibt es nirgends (was aber nur selbstver-

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