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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 34.1914

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Eulenberg, Herbert: Architekt Fritz August Breuhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0455

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ARCHITEKT FRITZ AUGUST BREUHAUS.

VOM HERBERT EULENBERG.

Was uns an diesem Raumkünstler anzieht
und gefällt, das ist die Lebensfreudigkeit,
die Lust an der schönen freundlichen Gewohn-
heit des Daseins und Genießens, die uns aus
jedem Stück Materie anspricht, das er ausge-
staltet oder geschmückt hat. Man merkt den
Sachen an, die er geschaffen hat, daß ihr
Schöpfer gern lebt und die Erde liebt, auf der
er es sich wohl sein lassen mag, solang er seinen
Atem zieht. Er will es sich und denen, die ihr
Heim ihm anvertrauen, vor allem wieder wohn-
lich machen auf dieser Welt und scheut dabei
nicht einmal mehr das Wort und den Begriff
„gemütlich", den die Biedermeierzeit anbetete,
und den die Moderne perhorresziert. Er baut
seine Räume und macht seine Möbel nicht
allein nach dem Ideal, das ihm für sie vor-
schwebt, wie dies ja ein jeder Künstler tut,
sondern auch ein wenig nach der Natur und
dem Wesen der Menschen, für die er sie sich
denkt. Er behandelt die Leute, für die er ar-

beitet, nicht einfach als seine Auftraggeber,
die man entweder ignorieren oder tyrannisieren
muß, wie sich einmal ein Kunstgewerbeprofessor
ausdrückte. Nein, er beachtet sie sehr und be-
folgt gerne des Polonius' weisen Rat, sich alles
anzuhören und dann das Seinige zu tun. Oft
verkehrt er geradezu geistig mit diesen Men-
schen, für die er seine Räume ersonnen, wie
ein Dramatiker mit den Geschöpfen, die er ge-
schrieben hat oder schreiben will und sucht
sich ganz in die Seele einer kunstliebenden
Dame oder eines Sammlers oder eines unver-
heirateten jungen Künstlers zu vertiefen.

Darum leben die Menschen, für die er seine,
besser gesagt, ihre Räume geschaffen hat, mit
dieser Umwelt ganz anders verwachsen, als man
es leider in den letzten Jahren häufig zu sehen
bekam, wenn man Leute in kunstgewerblich
„modern" eingerichteten Häusern herumlaufen
sah, die ihnen gar nicht standen, und in denen
nach einem Simplizissimusscherz alles stilvoll

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