Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 34.1914

DOI Artikel:
Eulenberg, Herbert: Architekt Fritz August Breuhaus
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0460

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Architekt Fritz August Breuhaus.
.........................

ARCH. F. A. BREUHAUS. GARTENARCH. TH. OTT-AACHEN, BRUNNEN: F. BLAZEK-BERLIN. HOI.ZWERK: GEBR. RÖTTGER-VELEN.

Wärme und Farbigkeit verloren zu haben. Auch
in ihnen leiht er sich zuweilen noch Motive und
Ornamente aus dem Rokoko und zuweilen auch
aus dem Biedermeierstil. Aber der Zusammen-
klang jeder dieser sieben Räume ist doch völlig
modern und klarer und konsequenter, als er es
je vorher war. Freilich ist Breuhaus auch jetzt
und hier kein Purist geworden, kein strenger
und pedantischer Modernist, der keine andern
Götter neben dem einzig wahren neuen Stil an-
betet. Man betrachte sich nur das Speise-
zimmer, das er diesmal ausstellt und das er das
goldene nennt. Hier setzt er einen prächtigen
Rokokokronleuchter zu einem modern gehal-
tenen Tisch- und Stuhlwerk. Aber er vermittelt
dies so glücklich durch die Tür- und Fenster-
füllungen , die hinter geschnitztem Blattwerk
die Heizkörper des Zimmers verbergen, daß bei
der Ausstattung des ganzen Raums vortrefflich
eins ins andere übergeht. Und gleicherweise
verbindet er den vornehmen, warmen Go-
belin der Münchner Manufaktur, der den
Hintergrund füllt, durch die übrigens von Franz
Blazek, einemBerlinerBildhauer, vortrefflichhin
gestellten schweren goldenenTruthähne mit deml

übrigen Interieur. Gewiß, er mischt, wie wir
sehen, hier und da noch altes mit neuem. Aber
müssen wir, die wir erst mitten auf dem Wege
zum modernen Lebensstil stehen, das nicht
alle tun ! Den Bußgang zur Primitivität, den die
Kunst, bevor sie neue Sprossen und Blüten
treibt, in der Regel antritt, den ist auch Breu-
haus gern mitgegangen. Am bezeichnendsten
hierfür ist der Raum eines Sammlers, den
er in Cöln mitausgestellt hat, und der mir am
besten von allem gefallen will, was er je ge-
schaffen hat. Reizend zeigt sich da seine Freude
an der Primitivität beispielsweise an den Seiten-
wänden des breiten Fensters, die er mit ein-
fachen Kieselsteinchen ornamentiert hat. Auch
der hohe Eichentisch und der Holzleuchter, in
den der Tierkreis eingeschnitzt ist, wie die
dunkle Decke, sind auf diese schöne Schlicht-
heit abgestimmt.

Aber Breuhaus opfert sich und seine Phan-
tasie nicht diesem nihilistischen Hang zum Primi-
tiven. Das sehen wir an der Diele, wo sich seine
strotzende Schmuckfreudigkeit an den Tür-
klinken sogar wieder aufs prächtigste austoben
'muß. Das sehen wir an dem lichten, zart aus-

448
 
Annotationen