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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 34.1914

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Eulenberg, Herbert: Architekt Fritz August Breuhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0472

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Architekt Fritz August Breuhaus.

architekt f. a. breuhaus-düsseldorf. tanzplatz im kabarett der d.w.b.-ausstellung.

geschmückten Speisezimmer der acht Mays, so
benannt nach den großen acht Wandfiguren,
die der Düsseldorfer Maler Heinz May für dieses
Zimmer geschaffen hat. Das sehen wir an der
Bar, deren Separes er in der Form von großen
Sänften brillant ausgebildet hat, an dem Bou-
doir und an dem Schlafzimmer mit dem unver-
geßlichen breiten Bett, das wie eine Muschel
die beiden Schlafenden umschließt, deren Her-
zen der geschnitzte kleine Liebesgott zu ihren
Häupten auf seiner Wage gleich wägt.

In all diesen Räumen siegt der Optimismus,
die Lebensfreudigkeit, die wir von vornherein
als die Triebfeder und die schöne Eigentümlich-
keit unseres Künstlers gepriesen haben, der mit
Goethe denkt: „Ich liebe mir den heitern Mann
am meisten unter meinen Gästen". Hier spricht
sich seine Phantasie an tausend Ecken und
Kanten aus, und das schönste, was man eigent-
lich von jedem künstlerisch Schaffenden sagen
kann, gilt auch für ihn: „Ihm fällt immer wieder
etwas Neues ein". Und auch wo er sich an
frühere Formen anlehnt und uns gleichsam ver-
schnittenen Wein zu kosten gibt, da ist es stets
einer, der Geschmack hat und vortrefflich mun-
det. Breuhaus ist einer der heutigen Innen-
architekten, die sich nicht pedantisch auf einen,

auf den neuen Stil festlegen, sondern einen
Raum nach seinem Zweck, seinen Bewohnern
und nach dem eigenen Geschmack als dem
besten Kompaß durch alle Stilwirrnisse und
Stilverbindungen ausschmücken. Bei Breuhaus
kommt zu diesem sichern guten Geschmack
noch das heitere niederländische bejahende
Temperament hinzu, um welch seltener Beigabe
willen wir ihm stets gerne weiter in seiner
Kunst Gefolgschaft leisten wollen.

Ich durchschritt die schönen Räumlichkeiten,
die er in Cöln ausgestellt hat, schon unter dem
Eindruck der ersten Kriegskunden, die mit
grauenhaftem Klang an die Kostbarkeiten dieser
Ausstellung zu pochen schienen. Und mir war,
als hätten diese Räume selbst sprechend jeden
Feind und Störenfried von ihrer Pracht ab-
wehren wollen, wie ich den Goetheschen Spruch
las, den Breuhaus über den breiten geziegelten
Kamin der Diele gesetzt hat:

Willst Du mit mir hausen,

so laß die Bestie draußen! h. e.

»Das Nütjliche befördert sich selbst, denn die
Menge bringt es hervor, und alle können es nicht
entbehren; das Schöne muß befördert werden; denn
wenige stellen es dar, und viele bedürfen es.« Goeihe.

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