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Dörpfeld, Wilhelm [Hrsg.]
Troja und Ilion: Ergebnisse der Ausgrabungen in den vorhistorischen und historischen Schichten von Ilion 1870 - 1894 (Band 1) — Athen, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.1114#0293
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244 III. Abschnitt: Die Keramik der verschiedenen Schichten. (H. Schmidt)

Was die unterste, I. Schicht anbelangt, so hat man sich im Wesent-
lichen an das von Schliemann überlieferte Material zu halten.

Natürlich muss auf eine Hervorhebung aller Einzelheiten in dem eng be-
grenzten Räume dieses Buches verzichtet und dafür auf den Katalog der troja-
nischen Altertümer verwiesen werden, welchen die General-Verwaltung der Kö-
niglichen Museen zu Berlin zu veröffentlichen beabsichtigt. In der vorliegenden
Arbeit soll nur das troische Material in systematischer Ordnung bekannt gege-
ben werden und zwar so, dass der Gang der Entwickelung in der Technik,
in den Formen und in der Ornamentik der Gefässe klar wird. Was der Ver-
fasser sonst über ihren Zusammenhang mit den keramischen Produkten anderer
Gegenden, im besonderen über die weitere Entwickelung der Gefässornamentik
zu sagen hat, muss er sich für eine besondere Arbeit vorbehalten.

i. Die Keramik der I. Schicht.

Eine abschliessende Darstellung der ältesten Keramik von Troja ist bei
der Lückenhaftigkeit des von Schliemann überlieferten Materials und bei der
vielfachen Unbestimmtheit der Funde gegenwärtig unmöglich. Nachprüfungen
konnten zudem bei späteren Ausgrabungen nur in unzureichendem Masse ange-
stellt werden.

Immerhin muss das Bild, wie es Schliemann in «Ilios» und «Troja» und
im Anschluss daran auch Schuchardt («Schliemanns Ausgrabungen») von der
Keramik der untersten Schicht entwerfen, insofern als unzutreffend bezeichnet
werden, als diejenigen Gefässe, auf Grund deren die Kenntnis der Töpferscheibe
für die älteste Zeit vorausgesetzt wird, wegen ihrer sonstigen technischen und
formellen Merkmale sich ausscheiden lassen.

Ein unbestreitbares Recht zu solchen Ausscheidungen geben uns die bei
Schliemann («Ilios» S. 257 N° 53. 54) abgebildeten Fragmente mit eingeritzten
feinen Wellenlinien, die zu den besten keramischen Erzeugnissen der VI. Schicht
gehören. Das auf der Scheibe sehr gut gedrehte Gefäss («Ilios», S. 244 N° 23-
Schuchardt, Figur 14) unterscheidet sich in Thon, Technik und Formengebung
so sehr von allen sicher der ersten Ansiedelung angehörigen Fragmenten, dass
die Ausscheidung ohne Bedenken vorgenommen werden konnte. Es gehört einer
ziemlich entwickelten Stufe der troischen Keramik an, zu den Gefässen in fei-
nem, hellgrauem Thon, die die Vorstufe zur Keramik der VI. Schicht bilden. Noch
viel jünger scheint der Krug in «Troja» S. 39 N° 5 (=Schuchardt, Fig. >7j zu
sein. Er ist aus vielen Scherben sehr ungeschickt zusammengesetzt und hat
daher in der Abbildung eine viel zu unregelmässige Form. Als zusammenge-
hörig haben sich nur Teile des Bauches und Halses erwiesen; das Übrige mit
Henkel und Bodeu ist von verschiedenen anderen Gefässen. Freilich gehören
alle diese Bruchstücke ein und derselben keramischen Gruppe an. Doch verge-
genwärtigt diese nach Thon und Technik eine viel spätere Entwickelung, die
 
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