B. Nachrichten über die Bauten des Oinomaos
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die Reste von Stallungen für die berühmten Pferde des Oinomaos. Die Besucher
Olympias werden wohl zuweilen nach dem Stall für die im Giebel des Zeus-
Tempels nachgebildeten Pferde gefragt haben. Da konnte man ihnen als Rest des
Stalles irgendeine alte Mauer zeigen. So war und ist es noch heute mit vielen
Reliquien, nach denen die Reisenden fragen, so z. B. mit dem Gefängnis des
Sokrates in Athen und mit den Gebäuden aus der Zeit Christi in Palästina.
Vielleicht wundern sich einige Leser darüber, dass ich bei dem Stall für die
Pferde des Oinomaos und möglicherweise auch bei dem Oinomaos-Grab unrichtige
Angaben der Ortsführer und auch des Pausanias annehme, während ich bei der
Säule vom Haus des Oinomaos an einen wirklichen Rest des alten Königshauses
glaube. Die Berechtigung hierzu entnehme ich der festen Überzeugung, dass man
im Altertum nicht eine alte Säule gefälscht haben kann, um sie durch eine beigefügte
Inschrift als letzten Rest eines uralten Königshauses auszugeben. Gewiss sind
auch im Altertum Gräbern und Bauwerken zuweilen falsche Namen beigelegt
worden, was wir durch Beispiele von Bauten des Odysseus auf dem heutigen Ithaka
und des Nestor im messenischen und elischen Pylos belegen können; dass aber
wertvolle Reliquien, wie z. B. das Szepter des Agamemnon und die Säule des
Oinomaos, gefälscht worden seien, halte ich für unmöglich.
Der Leser darf sich auch nicht darüber wundern, dass ich im Gegensatz zu
manchen Forschern den Oinomaos und den Pelops für geschichtliche Persönlich-
keiten halte und überzeugt bin, dass dieser wirklich durch seinen Sieg im Wagen-
rennen über jenen die Königstochter Hippodameia erworben hat und dadurch
Nachfolger des Oinomaos als König von Pisa geworden ist; denn ich tue das in
Übereinstimmung mit allen ernsten Historikern des Altertums. Ich verstehe nicht,
wie man heute trotz aller Ausgrabungen noch behaupten kann, dass weder
Oinomaos noch Pelops in Olympia „irgend etwas Bodenständiges an sich haben"
(U. v. Wilamowitz, Pindaros, 1922, 213), oder dass Pelops ein Gott gewesen sei
(K. Lehmann-Hartleben, Gnomon 1927, 388). Solche Ansichten sind auf dem Boden
von Furtwänglers falscher Lehre über das Alter von Olympia erwachsen.
2. Über den Hera-Tempel überliefert uns Pausanias die wichtige Nachricht,
dass er acht Jahre nach Oxylos, d. h. nach der Dorischen Wanderung, gegründet
worden sei. Ich sehe auch nicht den geringsten Grund, diese bestimmte An-
gabe und damit die Datierung des Tempels ins 11. Jahrhundert zu bezweifeln
und habe schon vor 50 Jahren aus dem Bau selbst auf ein solch hohes Alter
geschlossen. Seitdem durch meine neuen Ausgrabungen unter dem jetzt sichtbaren
Bau zwei ältere Tempel nachgewiesen sind, bin ich natürlich in meiner Ansicht
über das hohe Alter des Heraions nur bestärkt worden und setze nunmehr den
ältesten Tempel I, der noch keine Ringhalle hatte, in den Anfang des 11. Jahr-
hunderts, also in die von Pausanias genannte Zeit, und die beiden oberen Tempel
II und III in den Anfang des 9. Jahrhunderts (Ath. Mitt. 1922, 36). Die Gründe für
diese Datierung werde ich im VII. und VIII. Abschnitt eingehend darlegen.
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die Reste von Stallungen für die berühmten Pferde des Oinomaos. Die Besucher
Olympias werden wohl zuweilen nach dem Stall für die im Giebel des Zeus-
Tempels nachgebildeten Pferde gefragt haben. Da konnte man ihnen als Rest des
Stalles irgendeine alte Mauer zeigen. So war und ist es noch heute mit vielen
Reliquien, nach denen die Reisenden fragen, so z. B. mit dem Gefängnis des
Sokrates in Athen und mit den Gebäuden aus der Zeit Christi in Palästina.
Vielleicht wundern sich einige Leser darüber, dass ich bei dem Stall für die
Pferde des Oinomaos und möglicherweise auch bei dem Oinomaos-Grab unrichtige
Angaben der Ortsführer und auch des Pausanias annehme, während ich bei der
Säule vom Haus des Oinomaos an einen wirklichen Rest des alten Königshauses
glaube. Die Berechtigung hierzu entnehme ich der festen Überzeugung, dass man
im Altertum nicht eine alte Säule gefälscht haben kann, um sie durch eine beigefügte
Inschrift als letzten Rest eines uralten Königshauses auszugeben. Gewiss sind
auch im Altertum Gräbern und Bauwerken zuweilen falsche Namen beigelegt
worden, was wir durch Beispiele von Bauten des Odysseus auf dem heutigen Ithaka
und des Nestor im messenischen und elischen Pylos belegen können; dass aber
wertvolle Reliquien, wie z. B. das Szepter des Agamemnon und die Säule des
Oinomaos, gefälscht worden seien, halte ich für unmöglich.
Der Leser darf sich auch nicht darüber wundern, dass ich im Gegensatz zu
manchen Forschern den Oinomaos und den Pelops für geschichtliche Persönlich-
keiten halte und überzeugt bin, dass dieser wirklich durch seinen Sieg im Wagen-
rennen über jenen die Königstochter Hippodameia erworben hat und dadurch
Nachfolger des Oinomaos als König von Pisa geworden ist; denn ich tue das in
Übereinstimmung mit allen ernsten Historikern des Altertums. Ich verstehe nicht,
wie man heute trotz aller Ausgrabungen noch behaupten kann, dass weder
Oinomaos noch Pelops in Olympia „irgend etwas Bodenständiges an sich haben"
(U. v. Wilamowitz, Pindaros, 1922, 213), oder dass Pelops ein Gott gewesen sei
(K. Lehmann-Hartleben, Gnomon 1927, 388). Solche Ansichten sind auf dem Boden
von Furtwänglers falscher Lehre über das Alter von Olympia erwachsen.
2. Über den Hera-Tempel überliefert uns Pausanias die wichtige Nachricht,
dass er acht Jahre nach Oxylos, d. h. nach der Dorischen Wanderung, gegründet
worden sei. Ich sehe auch nicht den geringsten Grund, diese bestimmte An-
gabe und damit die Datierung des Tempels ins 11. Jahrhundert zu bezweifeln
und habe schon vor 50 Jahren aus dem Bau selbst auf ein solch hohes Alter
geschlossen. Seitdem durch meine neuen Ausgrabungen unter dem jetzt sichtbaren
Bau zwei ältere Tempel nachgewiesen sind, bin ich natürlich in meiner Ansicht
über das hohe Alter des Heraions nur bestärkt worden und setze nunmehr den
ältesten Tempel I, der noch keine Ringhalle hatte, in den Anfang des 11. Jahr-
hunderts, also in die von Pausanias genannte Zeit, und die beiden oberen Tempel
II und III in den Anfang des 9. Jahrhunderts (Ath. Mitt. 1922, 36). Die Gründe für
diese Datierung werde ich im VII. und VIII. Abschnitt eingehend darlegen.