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Dörpfeld, Wilhelm; Forbat, Fred; Forbat, Fred [Bearb.]
Alt-Olympia: Untersuchungen und Ausgrabungen zur Geschichte des ältesten Heiligtums von Olympia und der älteren griechischen Kunst (1. Band) — Berlin: Mittler, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.71562#0058
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36 II. Abschnitt: Überlieferung über das älteste Olympia

Für die hier zu besprechende wichtige Frage nach der vordorischen Überlieferung
über Olympia ist die Erbauungszeit des ältesten Hera-Tempels (I) aus dem Grunde
von hervorragender Bedeutung, weil sie als terminus ante quem für alle unter
seinem Fussboden und sogar unter seinen Fundamenten gefundenen zahlreichen
primitiven und geometrischen Weihegaben aus Ton und Bronze gelten darf. Alle
diese Gegenstände dürfen jetzt mit voller Bestimmtheit der Zeit vor 1100, also der
vordorischen oder achäischen Zeit zugeteilt werden, während Furtwängler die
primitiven Gegenstände der Zeit von 1100 bis 900 und die geometrischen von 900
bis 700 zugewiesen hat. Dass man diese Zahlen zum Teil später um etwa 50 Jahre
verändert hat, ist für die hier behandelte Frage gleichgültig. Die noch heute übliche
Ansetzung des ältesten Tempels der Hera nicht vor 700, die auf Furtwängler
zurückgeht, ist nicht nur mit der Überlieferung, sondern auch mit dem Tatbestände
des Baues selbst unvereinbar und daher zu verwerfen.
Es besteht also ein unüberbrückbarer Gegensatz zwischen der von Pausanias
überlieferten und durch den Bau selbst bestätigten Erbauungszeit des Heraions I
einerseits und der Lehre Furtwänglers über die Datierung jener zahlreichen olym-
pischen Kleinfunde und über die damit zusammenhängende Entwicklungsgeschichte
der griechischen Kunst andererseits. Wenn E. Buschor diesen Widerspruch neuer-
dings (Ath. Mitt. 1927, 13) durch die Annahme zu beheben oder wenigstens zu
mildern sucht, dass Pausanias, „wenn wir ihn recht verstehen", nicht von der
Gründung des Tempels um 1100, sondern von der des ganzen Heiligtums spreche,
so ist eine solche Änderung des klaren Wortlautes der Überlieferung schon im
allgemeinen äusserst bedenklich. In unserem Falle ist diese Umdeutung von
Pausanias' Worten aus dem Grunde ganz unerlaubt, weil dieser Schriftsteller selbst
an vielen Stellen einzelnen Teilen des Heiligtums und den mit diesem verbundenen
Spielen ein höheres Alter ausdrücklich zuschreibt.
3. Als weiteren sehr alten Bau im Inneren der Altis führt Pausanias (V, 13,1) das
Pelopion an, einen heiligen Bezirk des Königs Pelops, und nennt als seinen
Gründer den Achäer Herakles, den Sohn des Amphitryon und der Alkmene. Er
unterscheidet diesen damit von dem aus Kreta stammenden älteren Herakles, dem
Kureten, von dem später besonders bei der Idäischen Grotte die Rede sein wird,
und dessen Altar noch jetzt in Resten erhalten ist. Die Angabe, dass der achäische
Herakles das Pelopion gegründet habe, das von Pindar (01. 1, 150, als -%ßoc
diufGoXoc ;bezeichnet wird, scheint mir sehr glaubhaft, weil nach Pausanias Herakles
durch seine Mutter Alkmene ein direkter Nachkomme des Pelops war, und weil
die olympischen Spiele, wie wir (S. 44) sehen werden, ursprünglich Leichenspiele
für Pelops gewesen sind. Werden sie doch von Pindar in dem angeführten Sieges-
liede (I, 151 f.) als %op.ot HeXo^oc und von Bakchylides (VIII, 15 f.) als HeXoiroG aGllot
bezeichnet. Dass dem Pelops nach seinem Tode Leichenspiele veranstaltet worden
sind, versteht sich von selbst, weil sie zu Ehren jedes achäischen Fürsten gefeiert
zu werden pflegten. Sein Nachkomme Herakles wird sie abgehalten oder erneuert
 
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