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Dörpfeld, Wilhelm; Forbat, Fred; Forbat, Fred [Bearb.]
Alt-Olympia: Untersuchungen und Ausgrabungen zur Geschichte des ältesten Heiligtums von Olympia und der älteren griechischen Kunst (1. Band) — Berlin: Mittler, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.71562#0059
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B. Nachrichten über Hera-Tempel und Pelopion

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haben. Damals wird dieser ihm wohl auch den von uns jetzt entdeckten Grabhügel,
vermutlich als Kenotaph, in der Altis neben dem Altar des Zeus errichtet haben.
Im vorigen Abschnitt habe ich schon berichtet, dass unter dem Propylon des
5. Jahrhunderts und unter den noch tiefer gelegenen Resten eines älteren Tor-
gebäudes eine gebogene Reihe hochkantig gestellter Feldsteine zutage kam, die,
wie durch weitere Grabungen festgestellt wurde, einst den Umfang eines natür-
lichen, aber künstlich erhöhten Hügels von etwa 30 in Durchmesser gebildet haben.
Die Anlage der drei übereinander liegenden Perioden wird im VI. Abschnitt be-
sprochen und durch Zeichnungen erläutert werden. Ich werde dort zeigen, dass
das älteste Pelopion (I) einerseits jünger sein muss als das vorhistorische Apsiden-
haus 5, das wir der ersten Hälfte des II. Jahrtausends zugeteilt haben, aber
andererseits älter als das Heraion I, das nach meinen obigen Ausführungen dem
11. Jahrhundert zuzuschreiben ist. Es darf daher in die zweite Hälfte des II. Jahr-
tausends gesetzt werden, also in die Zeit, in der sein Erbauer Herakles nach der
Überlieferung gelebt hat. Wie das jüngste Pelopion (III) wahrscheinlich mit dem
Bau des Zeus-Tempels gleichzeitig ist, so wird Pelopion II, von dem nur Reste
des Torgebäudes und ein Stück der anstossenden Umfassungsmauer erhalten sind,
vermutlich mit der Erbauung des Heraions II und III in Verbindung stehen.
Pelopion I müssen wir der Einrichtung der olympischen Spiele durch Herakles
gleichsetzen und daher dem 13. Jahrhundert zuteilen.
Dies durch die Ausgrabungen und die literarische Überlieferung über das Pelopion
gesicherte Resultat ist wiederum unvereinbar mit der Lehre Furtwänglers, dass
Olympia erst nach der Dorischen Wanderung gegründet worden sei. Diese Lehre
ist falsch, denn sie stützt sich auf eine unrichtige Datierung der primitiven Weihe-
gaben, auf ein Übersehen aller vordorischen Keramik und auf eine Missachtung
der reichen literarischen Überlieferung. Gerade bei Pelops und den Pelopiden über-
schritt die Verachtung und Streichung der Überlieferung durch Furtwängler und
andere Gelehrte alle Grenzen: Pelops soll eine Erfindung der Sage oder ein Gott
sein. Nach U. v. Wilamowitz (Pindaros, 1922, 213) soll die Sage von der Wettfahrt
des Oinomaos und des Pelops sogar erst bei Einführung der Wagenrennen mit
Viergespannen (um 580 vor Chr.) erfunden worden sein. Und er billigte noch
nach den Ausgrabungen der Burg Mykene, des Herrschersitzes der Pelopiden, und
der von diesen eroberten Burg Troja die einst von anderen aufgestellte merkwürdige
Ansicht, dass der Peloponnes nicht nach Pelops, dem Könige von Pisa und dem
Ahnherrn der mächtigen Pelopiden, benannt worden sei, sondern nach einem un-
bekannten Volke der Peloper. Zum Glück hat der Spaten uns bewiesen, dass Pelops
wirklich gelebt hat, dass seine Nachkommen, wie Homer bezeugt, fast den ganzen
Peloponnes beherrscht haben, und dass ihm von seinem Nachkommen Herakles
tatsächlich ein Ehrengrab in der Altis als Platz seiner Leichenspiele errichtet
worden ist, jener achäischen Agone, aus denen die berühmten olympischen Spiele
erwachsen sind.
 
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