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Dörpfeld, Wilhelm; Forbat, Fred; Forbat, Fred [Bearb.]
Alt-Olympia: Untersuchungen und Ausgrabungen zur Geschichte des ältesten Heiligtums von Olympia und der älteren griechischen Kunst (1. Band) — Berlin: Mittler, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.71562#0095
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III. Abschnitt: Vorhistorische Gebäude und Gräber

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III. ABSCHNITT
DIE VORHISTORISCHEN GEBÄUDE UND GRÄBER
IN DER ALTIS
A. ALLGEMEINES
Über die im Jahre 1908 erfolgte Auffindung und Freilegung mehrerer vorhistori-
scher Gebäude mit halbrundem Abschluss wurde schon im I. Abschnitt in der Dar-
stellung über den Verlauf der Grabungen kurz berichtet. Hier sollen diese wichtigen
Bauwerke eingehend besprochen und gewürdigt werden. Ihre Auffindung ver-
danken wir meiner festen Überzeugung, dass der literarischen Überlieferung ent-
sprechend im Herzen der Altis noch irgendwelche Reste des II. Jahrtausends zu
finden sein müssten. Ich war aber trotzdem selbst überrascht, als bei den Tief-
grabungen zwischen den Tempeln nicht nur die erwartete vorhistorische Topfware,
sondern auch Häuser der neolithischen Zeit zum Vorschein kamen.
Auch fanden sich nicht nur einzelne monochrome Topfscherben, sondern auch
einige ganze Vasen mit eingeritzten Mustern und selbst Steingeräte neolithischer
Art. Durch diese Funde war der Beweis erbracht, dass Olympia nicht erst in
dorischer Zeit bestanden hat, wie Furtwängler 1879 gelehrt und fast alle Archäo-
logen geglaubt hatten, sondern, der Überlieferung entsprechend, in eine sehr frühe
Zeit hinaufreicht.
Bei den grossen Ausgrabungen vor 50 Jahren waren diese vorhistorischen
Bauten nicht beachtet worden. An mehreren Stellen war zwar unter den antiken
Boden hinabgegraben worden; aber die Grabung war nicht tief genug gewesen, oder
man hatte die vorhistorischen Reste nicht bemerkt oder nicht genügend beachtet.
Im allgemeinen hatte man nur da etwas tiefer gegraben, wo unter dem Boden
der klassischen Zeit zahlreiche kleine Weihegaben aus Bronze und Ton, darunter
manche sehr altertümliche, gefunden wurden. Nur an einigen Stellen waren wir
zur Untersuchung von Gebäudefundamenten in grössere Tiefe hinabgedrungen. Bei
solchen Tiefgrabungen waren wir auch schon auf zwei vorhistorische Bauten aus
kleinen Steinen gestossen, die sogleich besprochen werden sollen, die aber damals in
ihrer Bedeutung nicht erkannt wurden. Unbemalte Topfware ist, wie ich S. 10
sagte, bei den grossen Ausgrabungen überhaupt nicht gesammelt worden. Einige
ganze, zu einem prähistorischen Pithos-Grabe gehörige Vasen wurden zwar be-
achtet, sind aber von Furtwängler irrtümlich als Gefässe des I. Jahrtausends ver-
öffentlicht worden (Olympia IV, 1890, 198; Näheres s. u. S. 96).
Das eine der damals entdeckten, sehr alten Gebäude lag im Herzen der Altis
zwischen den drei Tempeln und ist auf unseren Plänen Tafel 2, 3, 17 als Nr. 7
 
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