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Dörpfeld, Wilhelm; Forbat, Fred; Forbat, Fred [Oth.]
Alt-Olympia: Untersuchungen und Ausgrabungen zur Geschichte des ältesten Heiligtums von Olympia und der älteren griechischen Kunst (1. Band) — Berlin: Mittler, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.71562#0094
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72 II. Abschnitt: Überlieferung über das älteste Olympia

Neben den griechischen Göttern mögen zum Schlüsse noch den griechischen
Heroen und ihrer Verehrung durch Altäre und Bezirke einige Sätze gewidmet
werden. Es handelt sich dabei besonders um drei Heroen, nämlich um Pelops,
Hippodameia und den achäischen Herakles.
Die beiden ersteren haben eigene Heroa als Grabbezirke in der Altis gehabt,
und besonders ist es Pelops gewesen, dem in der Altis und bei den olympischen
Spielen eine grosse Verehrung gezollt wurde. Sein Grabhügel, das Pelopion, wurde
schon wiederholt erwähnt und wird im VI. Abschnitt besonders behandelt werden.
Dass Pelops kein Lyder, sondern ein wirklicher Achäer und als solcher König
von Pisa gewesen ist, wurde oben besprochen. Auch wurde bei Behandlung der
olympischen Spiele darauf hingewiesen, dass die olympischen Agone wahr-
scheinlich aus den Leichenspielen für Pelops erwachsen sind, und dass sich nur
dadurch die Sitte erklärt, dass bei diesen Wettkämpfen später zuerst dem Pelops
und dann erst dem Zeus geopfert wurde (s. o. S. 44).
Etwas später als Oinomaos und Pelops ist der Achäer Herakles, der
Sohn der Alkmene, nach Olympia gekommen und wahrscheinlich selbst König
von Pisa gewesen. Nach Pindar hat er die Altis neu hergestellt, für Pelops einen
Grabhügel errichtet und auch Leichenspiele für ihn gestiftet. Nach Herodoros
(schol. Pind. 01. V, 10 a) hat er ferner den 12 Göttern 6 Doppelaltäre gebaut. Ob er
damals auch für die Hippodameia das Heroon eingerichtet hat, wissen wir nicht.
Wahrscheinlich ist dies erst später geschehen, als die Gebeine der Hippodameia
infolge eines Orakelspruches nach Olympia gebracht worden sind.
Zusammenfassend darf am Schlüsse dieses Abschnittes über die antike Über-
lieferung gesagt werden, dass wir eine überaus reiche monumentale und litera-
rische Tradition über Olympia besitzen und feststellen konnten, dass beide im
wesentlichen im Einklang stehen. Die Ergebnisse der Grabungen haben fast
überall bestätigt, was wir nach den alten Schriftstellern erwarten durften. Natur-
gemäss reicht die monumentale Überlieferung über die literarischen Nachrichten
hinaus, denn von den neolithischen Apsidenhäusern und von den ältesten Kulten
weiss die literarische Überlieferung nichts oder fast nichts.
Und diese reiche Überlieferung über das vordorische Olympia hat A. Furt-
wängler vor mehr als 50 Jahren durch seine neue, aber als Irrtum nachgewiesene
Datierung der ältesten Bronzen und Terrakotten gänzlich ausschalten zu können
geglaubt und hat dabei merkwürdigerweise die Zustimmung fast aller Archäo-
logen gefunden. Alle Nachrichten über das Heiligtum des II. Jahrtausends sollen
von A bis Z erfunden sein. Die Geschichte des olympischen Heiligtums soll erst
mit dem I. Jahrtausend beginnen!
Ich schliesse diesen Abschnitt mit den Worten, die Ernst Curtius in einem Vor-
trage über Olympia in der Arch. Gesellschaft von Berlin im Dezember 1893
gesprochen hat und denen ich voll zustimme (Arch. Anz. 1894, 40): „Die Vor-
zeit von Olympia ist für mich immer eines der merkwürdigsten Beispiele, wie man
tadellose Überlieferungen willkürlich verworfen oder entstellt hat."
 
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