Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dörpfeld, Wilhelm; Forbat, Fred; Forbat, Fred [Bearb.]
Alt-Olympia: Untersuchungen und Ausgrabungen zur Geschichte des ältesten Heiligtums von Olympia und der älteren griechischen Kunst (1. Band) — Berlin: Mittler, 1935

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.71562#0096
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
74

III. Abschnitt: Vorhistorische Gebäude und Gräber

bezeichnet. Wir hatten seine Reste damals fälschlich zu einer grossen Ellipse
ergänzt und glaubten anfangs darin das Fundament des grossen Zeus-Altars er-
kennen zu dürfen. Später habe ich selbst die Unwahrscheinlichkeit dieser Annahme
erkannt und den grossen Zeus-Altar weiter nordwestlich dort gesucht, wo er nach
den Worten des Pausanias gestanden haben muss, nämlich südöstlich vom Heraion
und nordöstlich vom Pelopion. Wie das Gebäude Nr. 7 nach unserer neuen Ansicht
zu erklären ist, wird weiter unten (S. 92) dargelegt.
Das zweite, vor 50 Jahren gefundene, aber falsch erklärte Gebäude war der
Steinhaufen Nr. 1 (Tafel 5 unten), der damals südlich von der Mitte des Heraions
und dicht am Pelopion gefunden und ohne Berechtigung zu einem viereckigen
Fundament und zwar für einen Altar ergänzt worden war (Olympia II, 163). Es ist
zunächst fraglich, ob der unregelmässige Steinhaufen überhaupt ein Gebäude ge-
bildet hat, und noch fraglicher, ob er zu einem Altar gehörte. Ganz ausgeschlossen
ist die Möglichkeit, dass hier der grosse Altar des Zeus, der Hauptaltar der
klassischen und der römischen Zeit, gelegen habe, wie 0. Puchstein (Arch. Anz.
1895, 107), A. Trendelenburg (Woch. f. klass. Phil. 1901, 27) und andere angenommen
haben. Denn einerseits ist die Stelle dieses Zeus-Altars durch die Worte des Pau-
sanias (V, 13, 8), dass er vom Heraion und Pelopion gleich weit entfernt, aber vor-
wärts von beiden gelegen habe, ziemlich genau bestimmt. Er muss etwa über dem
prähistorischen Hause Nr. 2 angesetzt werden, wie auf unseren Plänen angedeutet
ist. Hätte er dort gelegen, wo jene Forscher ihn annehmen, so hätte Pausanias
einfach sagen müssen, dass er zwischen dem Heraion und dem Pelopion liege.
Wenn dort, wo ich den Altar ansetze, auch nicht ein Stein von ihm mehr an seinem
alten Platze gefunden ist, darf uns das bei dem Eifer, mit dem die Christen dieses
Zentrum des heidnischen Götterkultes zerstört haben, nicht wundernehmen.
Sodann gehören die zahllosen kleinen Weihegaben aus Bronze und Ton, die in
der Gegend südlich und östlich vom Heraion, aber auch tief unter diesem Tempel
zutage gekommen sind, weder zu dem Steinhaufen Nr. 1, noch zum grossen Zeus-
Altar, sondern hauptsächlich, wie schon oben (S. 64 f.) gezeigt wurde, zu dem ur-
alten Heiligtum der grossen Erdmutter, das am Südfusse des Kronions und gerade
nördlich vom Heraion auf dem Gaion-Hügel gelegen hat, oder auch zu anderen
sehr alten Altären. Bei Erbauung des Hera-Tempels ist der Hügel der Mutter Erde
angeschnitten und die Erde mit den vielen Votivgaben neben und unter dem Tempel
ausgebreitet worden. Damals können auch die Steine Nr. 1 an einer Stelle auf-
gehäuft worden sein, ohne dass sie dort ein Gebäude gebildet haben.
Als wir bei den neuen Ausgrabungen von 1908 die ersten Apsidenhäuser ent-
deckten und an ihrem Inhalt als uralte prähistorische Häuser erkannten, haben wir
zuerst alle bei den früheren und bei den neuen Ausgrabungen zutage getretenen
ähnlichen Baureste derselben vorgeschichtlichen Zeit zugeteilt und so auch die
beiden früher gefundenen Baureste Nr. 1 und 7. So ist es zu erklären, dass wir
damals von 7 oder 8 prähistorischen Gebäuden gesprochen haben, jetzt aber nur
von 3 bis 4 sprechen. Allmählich haben wir erst erkannt, dass diese 7 bis 8
 
Annotationen