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Dörpfeld, Wilhelm; Forbat, Fred; Forbat, Fred [Oth.]
Alt-Olympia: Untersuchungen und Ausgrabungen zur Geschichte des ältesten Heiligtums von Olympia und der älteren griechischen Kunst (1. Band) — Berlin: Mittler, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.71562#0097
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A. Aufdeckung und Lage der Gebäude

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Gebäudereste zwar alle aus der vordorischen Zeit Olympias stammen und älter
sind als der erste Hera-Tempel, aber nach ihrem Inhalt verschiedenen Perioden
zugeteilt werden müssen. An mehreren Stellen fanden wir nicht nur verschiedene
Erd-, Sand- und Humusschichten übereinander, sondern stiessen auch auf einige
Mauern, die sich überschneiden und daher sicher aus verschiedenen Zeiten stammen.
Wir haben deshalb alle bisher entdeckten vordorischen Gebäude und dazu auch
den erst neuerdings gefundenen sehr wichtigen Bau, das älteste Pelopion, noch-
mals sorgfältig auf ihre Bauart, ihre Höhenlage und auch auf ihren Inhalt nach-
geprüft. Dies war nach den Tagebüchern, besonders nach dem von Fritz Weege
im Jahre 1908 geführten, dadurch möglich, dass darin alle wichtigen Funde der
einzelnen Gebäude nicht nur beschrieben, sondern meist auch gezeichnet und
photographiert sind.
Bei diesen Untersuchungen, die ich mit Hans Schleif durchgeführt habe, ergaben
sich erstens mehrere wichtige relative Datierungen. So zeigte sich, dass das älteste
Pelopion jünger ist als die vorgeschichtlichen Apsidenhäuser, aber älter als die
Humusschicht mit den vielen Weihegaben aus Ton und Bronze, welche Wagen mit
Zweigespannen darstellen und oben schon wiederholt besprochen worden sind
(namentlich S. 51 ff.). Zweitens ergab sich, dass das Gebäude Nr. 4 (östlich vom
Pelopion), das wegen der Auffindung einer sicher mykenischen Scherbe, die unter
seinem Fussboden lag, zu besonderer Berühmtheit gelangt ist, gar nicht zu den
alten neolithischen Apsidenhäusern gehört, sondern bedeutend jünger sein muss,
sogar jünger als Pelopion I. Die Beweise werden bei der Beschreibung von Nr. 4
gegeben.
Bevor wir die einzelnen vordorischen Gebäude der Reihe nach besprechen,
mögen einige allgemeine Angaben über die gegenseitige Lage und über die
Erdschichten und Perioden, zu denen sie gehören, vorausgeschickt werden,
damit diese nicht bei jedem Gebäude wiederholt zu werden brauchen.
Auf Tafel 17 sind alle Gebäude, die nach unserer Ansicht vor dem Jahre 1000
errichtet sind, zusammengestellt. Die ältesten, die der 1. Hälfte des II. Jahrtausends
angehören oder noch älter sein können, sind ganz schwarz gezeichnet; von den
aus der 2. Hälfte stammenden Gebäuden sind die älteren schraffiert, die jüngeren
weiss gelassen. Gebäude, von denen wir noch nichts gefunden haben, die aber
nach der literarischen Überlieferung im II. Jahrtausend bestanden haben müssen,
sind nur punktiert angegeben.
Zu den ältesten, noch aus der pelasgischen Zeit stammenden Bauwerken
gehören das am Fusse des Kronions gelegene Heiligtum der Mutter Erde mit dem
Erdschlund und der Altar des Himmelsgottes Kronos auf der Spitze des Berges.
Ausserdem rechnen wir dazu die drei Apsidenhäuser 3, 2, 5, weil wir sie für
Wirtschaftsbauten und Priesterwohnungen des Heiligtums halten. Die beiden
Humusschichten der Apsidenhäuser, in denen nur vorhistorische Topfware und
Steingeräte vorkommen, ziehen sich noch jetzt am Fusse des Kronions dort hinauf,
wo sie nicht, wie hinter dem Heraion, schon im Altertum entfernt worden sind.
 
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