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Dörpfeld, Wilhelm; Forbat, Fred; Forbat, Fred [Oth.]
Alt-Olympia: Untersuchungen und Ausgrabungen zur Geschichte des ältesten Heiligtums von Olympia und der älteren griechischen Kunst (1. Band) — Berlin: Mittler, 1935

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.71562#0121
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D. 2. Zweck und Bedeutung der Apsidenhäuser

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Damit haben wir schon die Frage nach der Bedeutung der Apsidenhäuser be-
rührt, die wir noch zu besprechen haben.
2. Über den Zweck und die Bedeutung unserer Häuser sind verschiedene
Ansichten ausgesprochen worden, die abhängig waren von der Stellung, welche die
einzelnen Forscher in der Frage nach dem Alter von Olympia eingenommen hatten.
Wer die Lehre Furtwänglers teilte, dass Olympia erst in dorischer Zeit gegründet
sei, glaubte sofort zu wissen, dass es sich um die Häuser eines beliebigen Dorfes
handele, das lange vor der Gründung des olympischen Heiligtums bestanden habe
und auch schon wieder zugrunde gegangen war. K. Lehmann-Hartleben wusste
sogar (Gnomon 1927, 386), dass das vorhistorische Dorf sehr gross war und sicli
„mindestens vom Metroon bis zum Prytaneion" und südwärts „bis über die Grenze
der späteren Altis hinaus" erstreckte, so dass „die ganze Altis von Olympia über
seinen Ruinen liege". Und wenn man erstaunt fragte, woher der Forscher das
wisse, da doch nur wenige Apsidenhäuser gefunden seien, von denen einige dazu
erst aus späterer Zeit stammten, so las man als einzige Begründung für diese
irrige und irreführende Behauptung, dass das spätere Buleuterion einen an die
Grundrissform des Apsidenhauses sich anschliessenden Typus zeige. Aus dieser
richtigen Tatsache darf natürlich nur geschlossen werden, dass wir es bei dem
späteren Buleuterion mit einer alten Bautradition zu tun haben, und dass eine
zeitlich wohl ununterbrochene Reihe von Apsidenhäusern von den drei ältesten,
am Fusse des Kronions gelegenen Bauten bis zu dem des 6. und 5. Jahrhunderts
geführt haben muss. Man darf jedoch nicht behaupten, dass in der klassischen
Zeit nur dort ein Apsidenhaus gebaut werden durfte, wo schon in vorhistorischer
Zeit ein solches gestanden hatte. Eine solche Annahme ist selbstverständlich un-
zulässig und daher die Theorie von dem „grossen Dorf" unrichtig.
In Wirklichkeit haben in der ältesten Zeit, soweit wir wissen, nur drei grössere
Apsidenhäuser und hinter ihnen eine Hütte bestanden, und sie liegen nicht nur
am Fusse des heiligen Berges, sondern ihre Eingänge sind auch zu dem ältesten
Heiligtum am Gaion und zur alten Naturquelle hin gerichtet. Es handelt sich also
um Gebäude, die zu dem ältesten Heiligtum als Priesterwohnungen und Ver-
waltungsgebäude ebenso gehört haben müssen, wie in klassischer Zeit die Priester-
wohnung (Theokoleon) und die Verwaltungsgebäude (Buleuterion und Prytaneion)
um den heiligen Bezirk der Altis ungeordnet waren. Dass es sich nicht nur um
Verwaltungsgebäude, sondern auch um Wohnungen der im Heiligtum angestellten
Priesterschaft handelt, dürfen wir aus der Tatsache schliessen, dass neben den
drei Gebäuden auch drei Kinder-Gräber gefunden worden sind. Die Gräber der
Erwachsenen scheinen weiter abseits, vielleicht westlich vom Kladeos, gelegen zu
haben, wo Pausanias das Grab des Königs Oinomaos erwähnt, das wir oben (S. 34;
besprachen, aber bisher noch nicht gefunden haben.
Von anderer Seite ist der Vorschlag gemacht worden, in den ältesten Apsiden-
häusern Grabanlagen zu sehen, weil in ihnen mehrere ganze Gefässe gefunden
worden seien, was meist nur in Gräbern der Fall zu sein pflege. Aber erstens
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