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Dörpfeld, Wilhelm; Forbat, Fred; Forbat, Fred [Bearb.]
Alt-Olympia: Untersuchungen und Ausgrabungen zur Geschichte des ältesten Heiligtums von Olympia und der älteren griechischen Kunst (1. Band) — Berlin: Mittler, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.71562#0122
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III. Abschnitt: Vorhistorische Gebäude und Gräber

stehen unsere Bauten über dem Erdboden, nicht wie die Kinder-Gräber unter ihm;
zweitens sind meines Wissens Gräber von solcher Form noch nirgends gefunden
worden; drittens haben wir in den Gebäuden keine menschlichen Knochenreste
gefunden. Man hat auch den Vorschlag gemacht, in den Apsidenhäusern Tempel
oder Heiligtümer zu erkennen; aber daran ist nicht zu denken, denn das Heiligtum,
zu dem sie gehörten, lag vor ihnen am Abhange und auf der Spitze des Kronos-
Hügels, und ausserdem beweisen die Kinder-Gräber, dass die Bauten bewohnt
waren.
Hätte es sich bei unseren Häusern um ein beliebiges Dorf gehandelt, so
würden die Häuser vermutlich nicht am Abhange des Hügels, sondern in der
Ebene errichtet worden sein und würden sich, wie es im Orient üblich ist, nach
Süden geöffnet haben, damit die Sonne im Winter in die Wohnung hineinscheinen
konnte. Ferner sind die kleinen Weihegaben, wenn einige primitive schon bis zur
Zeit unserer Apsidenhäuser hinaufreichen sollten, nicht in den Häusern, sondern
in und bei dem Heiligtum der Mutter Erde, bei dem Erdschlund (Stomion) und
bei der Quelle niedergelegt worden. Nur zufällig konnten sie auch einmal in eines
der Häuser geraten, wie ja ein Bronzetier, das ich oben erwähnte, tatsächlich im
Hause 3 zu Tage gekommen ist. Die meisten der vielen Weihegaben aus Ton und
Bronze werden aber nicht der Zeit der vorhistorischen Häuser, sondern späteren
Zeiten zuzuschreiben sein.
Die Zusammengehörigkeit unserer drei Apsidenhäuser mit
dem ältesten olympischen Heiligtum wird ferner durch die Beobach-
tung bestätigt, dass sich auch in mehreren anderen, in eine sehr frühe Zeit hinauf-
reichenden Heiligtümern Griechenlands ähnliche Apsidenhäuser gefunden haben,
so namentlich in Thermos und Eretria. An beiden Orten sind, ebenso wie in
Olympia, über den Häusern später Tempel erbaut worden.
Zum Schlüsse mag nochmals betont werden, dass die Theorie, unsere Apsiden-
häuser hätten nicht zu einem Heiligtum gehört, sondern ein beliebiges Bauern-
dorf gebildet, lediglich zu dem Zwecke aufgestellt und ausgebaut worden ist,
um das Furtwänglersche Dogma von der Entstehung des olympischen Heiligtums
erst in dorischer Zeit trotz der Auffindung der vorhistorischen Bauten zu retten.
Selbst das uralte Heiligtum der Erdgöttin mit dem Stomion und die alte Idäische
Grotte sollen nach Furtwängler und seinen Schülern erst nach der Dorischen Wan-
derung gegründet worden sein. Man beruft sich als schlagendes Beispiel hierfür
neuerdings auf das berühmte Heiligtum des amykläischen Apollon in Sparta,
bei dem auch über einem verlassenen Dorf das Heiligtum errichtet sein soll. In
Wirklichkeit ist das Dorf von Amyklai aber nicht vorhanden und nur zur Stütze
für Furtwänglers Lehre erfunden. Der Tatbestand ist in dem Abschnitte XIII B 3
eingehend dargestellt. Wie in Olympia ursprünglich ein altes pelasgisches Heilig-
tum bestanden hat, das die drei Apsidenhäuser enthielt und später zum grie-
chischen Bezirk des Zeus und der Hera geworden ist, so hat es auch in Amyklai
zuerst ein vorgriechisches Heiligtum des Hyakinthos gegeben, eines Heros oder
 
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