XV. Abschnitt: Wasserversorgung von Olympia
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I V. ABSCHNITT
DIE WASSERVERSORGUNG VON OLYMPIA UND EINE
NATURQUELLE AM KRONION
Bei den grossen Ausgrabungen ist die Versorgung der Altis mit Trinkwasser
für die Menschen und für den Opferdienst eingehend untersucht und von Baurat
Friedrich Gräber im II. Bande des grossen Olympia-Werkes ausführlich be-
handelt worden (S. 170 ff.). Neben 9 Tiefbrunnen hat er eine grössere Anzahl
Wasserleitungen aus Stein, Ton und Metall festgestellt, die Trinkwasser aus
den Tälern des Kladeos und Alpheios in den verschiedenen Jahrhunderten nach
Olympia gebracht haben. Eine Naturquelle am Kronoshügel in der Altis selbst
hat er nicht angenommen.
In bezug äuf die Tiefbrunnen und Wasserleitungen stimme ich den Darlegungen
Fr. Gräbers vollkommen zu. Neben den 9 Tiefbrunnen, die ins Grundwasser
hineinreichten und vor allem die Priesterwohnung, das Leonidaion, das Buleu-
terion und den Südostbau mit Wasser versorgten, waren es zunächst einige kleine
Leitungen aus Ton und Blei, die Quellwasser aus dem Kladeostale brachten,
und zwar zu einem Wasserbehälter neben der NW-Ecke des Heraions. Von hier
wurde das Wasser an einige Altäre der Altis und zu mehreren Gebäuden ausser-
halb der Altis geleitet.
Aber auch diese Anlagen konnten das Bedürfnis der vielen Besucher von
Olympia nicht mehr befriedigen, als das Heiligtum und die olympischen Spiele
immer grössere Bedeutung gewannen und von vielen Fremden besucht wurden.
Lehrreich hierfür ist die Erzählung des Peregrinus bei Lukian (Fr. Gräber, S. 177).
Dem grossen Wassermangel Olympias in der griechischen Zeit hat erst Herodes
Attikos im 2. Jahrhundert nach Chr. abgeholfen, als er eine grosse Wasserleitung
aus dem oberen Alpheiostale nach Olympia führte.
Die ganze Anlage hat Regilla, die Gattin des Herodes, dem Zeus geweiht, als
sie Priesterin der Demeter geworden war, wie die in dem unteren Wasserbehälter
auf einem marmornen Stier gefundene Weihinschrift berichtet. Sie lautet:
„'PfaAXa, hosta / hfeffpoc, ri ^mp / xal Ta nepi vo ^p Tip Ad" (Olympia V, 1896, S. 619
Nr. 610); zu Deutsch: Regilla, Priesterin der Demeter, weiht das Wasser und die
Anlage um das Wasser dem Zeus.
Wir dürfen vermuten, dass Regilla, um an den Spielen teilnehmen zu können,
Priesterin der Demeter geworden war, weil von den verheirateten Frauen nur
diese Priesterin den olympischen Spielen im Stadion zuschauen durfte. Zum Dank
für diese Bevorzugung hat Regilla die von ihrem Mann Herodes Attikos her-
gestellte Wasserleitung dem Zeus geweiht.
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I V. ABSCHNITT
DIE WASSERVERSORGUNG VON OLYMPIA UND EINE
NATURQUELLE AM KRONION
Bei den grossen Ausgrabungen ist die Versorgung der Altis mit Trinkwasser
für die Menschen und für den Opferdienst eingehend untersucht und von Baurat
Friedrich Gräber im II. Bande des grossen Olympia-Werkes ausführlich be-
handelt worden (S. 170 ff.). Neben 9 Tiefbrunnen hat er eine grössere Anzahl
Wasserleitungen aus Stein, Ton und Metall festgestellt, die Trinkwasser aus
den Tälern des Kladeos und Alpheios in den verschiedenen Jahrhunderten nach
Olympia gebracht haben. Eine Naturquelle am Kronoshügel in der Altis selbst
hat er nicht angenommen.
In bezug äuf die Tiefbrunnen und Wasserleitungen stimme ich den Darlegungen
Fr. Gräbers vollkommen zu. Neben den 9 Tiefbrunnen, die ins Grundwasser
hineinreichten und vor allem die Priesterwohnung, das Leonidaion, das Buleu-
terion und den Südostbau mit Wasser versorgten, waren es zunächst einige kleine
Leitungen aus Ton und Blei, die Quellwasser aus dem Kladeostale brachten,
und zwar zu einem Wasserbehälter neben der NW-Ecke des Heraions. Von hier
wurde das Wasser an einige Altäre der Altis und zu mehreren Gebäuden ausser-
halb der Altis geleitet.
Aber auch diese Anlagen konnten das Bedürfnis der vielen Besucher von
Olympia nicht mehr befriedigen, als das Heiligtum und die olympischen Spiele
immer grössere Bedeutung gewannen und von vielen Fremden besucht wurden.
Lehrreich hierfür ist die Erzählung des Peregrinus bei Lukian (Fr. Gräber, S. 177).
Dem grossen Wassermangel Olympias in der griechischen Zeit hat erst Herodes
Attikos im 2. Jahrhundert nach Chr. abgeholfen, als er eine grosse Wasserleitung
aus dem oberen Alpheiostale nach Olympia führte.
Die ganze Anlage hat Regilla, die Gattin des Herodes, dem Zeus geweiht, als
sie Priesterin der Demeter geworden war, wie die in dem unteren Wasserbehälter
auf einem marmornen Stier gefundene Weihinschrift berichtet. Sie lautet:
„'PfaAXa, hosta / hfeffpoc, ri ^mp / xal Ta nepi vo ^p Tip Ad" (Olympia V, 1896, S. 619
Nr. 610); zu Deutsch: Regilla, Priesterin der Demeter, weiht das Wasser und die
Anlage um das Wasser dem Zeus.
Wir dürfen vermuten, dass Regilla, um an den Spielen teilnehmen zu können,
Priesterin der Demeter geworden war, weil von den verheirateten Frauen nur
diese Priesterin den olympischen Spielen im Stadion zuschauen durfte. Zum Dank
für diese Bevorzugung hat Regilla die von ihrem Mann Herodes Attikos her-
gestellte Wasserleitung dem Zeus geweiht.