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Dörpfeld, Wilhelm; Forbat, Fred; Forbat, Fred [Bearb.]
Alt-Olympia: Untersuchungen und Ausgrabungen zur Geschichte des ältesten Heiligtums von Olympia und der älteren griechischen Kunst (1. Band) — Berlin: Mittler, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.71562#0126
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IV. Abschnitt: Wasserversorgung von Olympia

Neben diesen künstlichen Wasserleitungen verschiedener Zeiten und den alten
Tiefbrunnen in der Altis und in ihrer Umgebung habe ich stets eine uralte
natürliche Quelle am Kronoshügel vermutet. Da sichere Reste oder auch
nur Spuren einer solchen bei den früheren Ausgrabungen nicht gefunden waren,
hat Fr. Gräber bei seinem Bericht nur von einer zweifelhaften Anlage dieser
Art gesprochen.
Es war nämlich bei den grossen Ausgrabungen hinter der Exedra des Herodes
neben der grossen Wasserleitung aus dem Alpheiostal ein begehbarer Stollen
mit einer viereckigen Wasserleitung zu Tage gekommen. Ob dies, wie Fr. Gräber
(S. 176) meint, eine Wasserleitung aus dem Kladeostale war, die durch den
Kronoshügel zur Exedra des Herodes als Nebenleitung geführt war, oder ob der
Stollen, wie ich schon damals vermutete, Wasser des Kronions selbst geliefert hat,
konnten wir nicht entscheiden, weil der Stollen in einer Tiefe von 9 Metern
mit einer starken Mauer römischer Art verschlossen war.
Gräbers Ansicht hat sich durch die im Jahre 1921 von mir vorgenommene
Durchbrechung der Mauer, über die im Abschnitt I S. 20 bereits gesprochen ist,
als irrtümlich herausgestellt. Der Stollen endet in einen Tiefbrunnen, der das
Wasser des Kronoshügels gesammelt hat und noch durch einen höher gelegenen,
nach NO gerichteten Stollen gespeist worden ist. Es handelt sich also bei diesem
Stollen nicht um eine aus dem Kladeostal kommende Leitung, wie Gräber ver-
mutete, sondern um eine solche, die Wasser des Kronions selbst zur Altis führte.
Die Lage des Stollens ist auf Tafel 3 und 4 im Grundriss und auf Tafel 6 im
Schnitt gezeichnet. Letzterer zeigt, dass die viereckige Leitung im Stollen ein
so starkes Gefälle hat, dass es sich nicht um eine aus der Ferne kommende
Leitung, sondern vielmehr um eine örtliche Wasserader handelt. Stammt auch
die Ausmauerung des Stollens und des Tiefbrunnens aus römischer Zeit, so
muss doch an derselben Stelle oder auch tiefer eine natürliche Wasserader, also
eine Quelle gewesen sein.
Weitere Beweise dafür, dass hier seit Urzeiten eine Naturquelle bestanden
hat, obwohl kein alter Schriftsteller davon spricht, sind folgende: zunächst die
Angabe des Pausanias (V, 27, 11), dass in der Mitte der Altis Platanen standen;
sie spricht entschieden für eine Quelle oder einen kleinen Bach, weil dieser
wasserliebende Baum in Griechenland mit Vorliebe an Bächen und Quellen
wächst. Dazu passt ferner das ehemalige Bestehen einer Talsenkung zwischen
Heraion und Metroon, die wir bei unseren Grabungen festgestellt haben.
Von einem griechischen Brunnenhause, das wir in der Zeit vor der Errichtung
des von Herodes erbauten Wasserwerks annehmen müssen, sind freilich keine
sicheren Reste vorhanden. Nur vermutungsweise haben wir die Gebäudeecke,
die auf Tafel 4 westlich neben der Idäischen Grotte gezeichnet ist, und einige
Fundamente innerhalb der Exedra, die dazu gehören und ein altgriechisches Ge-
bäude gebildet haben, zu einem alten Brunnenhause ergänzt, das im Durchschnitt
 
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