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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (1,2): Kunst und Künstler Deutschlands und der Niederlande bis gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Berlin, 1878

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Reber, Franz von: Anton Raphael Mengs: geb. zu Aussig 12. Mai 1728, gest. zu Rom 29. Juni 1779
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https://doi.org/10.11588/diglit.34542#0469
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KUNSTPFLEGE IN DRESDEN.

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Gartenanlagen erhielten den Zufchnitt Lenotre's und wurden mit Statuen im Ge-
fchmack des gallilirten Berninismus gefüllt, die Cabinette mit Werken der Lebrun'-
fchen Schule ausgeftattet, und Augufl's Vorliebe für die Padellmalereien der
Venetianerin Rofalba Cariera (16/$ —1757)? deren Dresden mehr als anderthalb-
hundert behtzt, entfprang deren Geltung in Frankreich. Freilich war Auguft's II
Kunflliebe mehr in der Bewunderung handfertiger Gefchicklichkeit, oder in
decorativen Abfichten begründet, fo dafs denn auch Bildnerei und Malerei im
Ganzen mehr im Dienfte architektonifcher Schöpfungen Geltung hatten. Von
dielen aber dürfte der BZwinger«, bei welchem der künfllerifch hochbegabte Fürft
den Architekten Pöpelmann felbft nicht wenig beeindufste, eine bleibende Stelle
unter den Bauwerken nicht blofs feiner Zeit einnehmen, als das erde und einzige
gröfsere Werk, an welchem das Rococo, in Frankreich auf die innere Decoration
befchränkt, auch nach Aufsen durchfchlug und fich auch der fond lediglich
barock gebliebenen Architektur bemächtigte.
Unter Augud III. (1733—1763) veränderte dch nicht die Kundpdege, aber
die Richtung derfelben. Der italienifche Eindufs wurde nicht blos vorherrfchend,
fondern beinahe ausfchliefsend; Kirchenmudk, Oper, Ballet, ja felbd die Theater-
decoration wurde nicht blofs nach italienifchem Müder, fondern durch italienifche
Kräfte beforgt. Der Bau der katholifchen Kirche, ein Werk des Römers Gaetano
Ghiaveri (geb. 168p, -p 1770) und felbd von italienifchen Steinmetzen ausgeführt,
dellte dch in feiner rein italienifchen Weife in den fchrodden Gegenfatz gegen
den Zwinger. Weniger fühlbar war der Unterfchied im Gebiete der Pladik, für
welche fchon Augud II. italienifche Werke der Berninifchen Schule neben fran-
zödfchen erworben, während anderfeits der berühmte Meiffener Porzellankündler
J. Joach. Kändler unter Augud III. dch näher an franzödfehe Vorbilder anfchlofs
und diefe fogar überbot. Auch die Malerei hatte damals einen fo kosmopoli-
tifchen Charakter gewonnen, dafs L. Silvedre, ein Schüler Lebrun's und an den
Flof Augud's II. berufen, von den durch Augud III. nach Dresden gezogenen
Schülern eines Fr. Solimena, worunter Stef. Torelli, in Auffadung und Behand-
lung dch nicht wefentlich unterfchied, wie er auch diefem und den andern Pla-
fondmalern, einem G. B. Groni, A. Pellegrini, M. Bacciarelli und Fr. Gandini an
Unbedeutendheit nahezu gleichkam. Graf P. Rotari aber gehörte dem Dresdener
Kreife nur vorübergehend an.
All diefes Verfetzen fremder Kräfte, diefe fremde in Sachfen eingeführte
Kunftcolonie hatte jedoch weniger auf dch als der Import von Schöpfungen frü-
herer und wirklicher Meider durch die Herftellung der berühmten Dresdener Galerie,
welche hauptfächlich Augud's III. Verdiend id. Zwar hatte den erden Stein zu
dem herrlichen Werke fchon Augud II. gelegt, indem er 1/22 fowohl aus der Kund-
kammer die vorhandenen Bilder von den Raritäten ausfeheiden und mit anderen
bisher zerdreut aufbewahrten Gemälden feines Bedtzes im ,Reifigendall' vereinigen
liefs; doch fcheint denkbar, dafs diefer Ausfcheidung mehr als wirkliche Schätzung
der Gemälde die Abficht zu Grunde lag, die Kodbarkeiten des Grünen Gewölbes
zu höherer Wirkung zu bringen, wie auch Augud's II. Sammlung antiker Statuen
weniger fein Werk als das R. le Plat's gewefen zu fein fcheint.
In Augud III. hatte fich die Genufs-Univerfalität feines Vaters hauptfächlich
 
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