REISE NACH KOPENHAGEN.
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zu einer nur freundfchaftlichen Empfindung, fo dafs die eiferfüchtige Maria Anna
nichts mehr von ihr zu befürchten hatte. Eine andere gefährlichere Neben-
buhlerin trat ihr jetzt gegenüber, eine Deutfche, Fanny Cafpers, die damals
als Gefellfchafterin der ungarifchen Gräfin Graffalkovich nach Rom kam. Sie
war, wie Luife Seidler in ihren ^Erinnerungen" berichtet,'') eine Schönheit in voller
Blüthe, talentvoll und von bezaubernder Liebenswürdigkeit. Thorwaldfen fafste
zu ihr, trotz feiner 48 Jahre, eine leidenfchaftliche Neigung, die vor der Ge-
fellfchaft um fo weniger ein Geheimnifs blieb, als fie von der fchönen Deutfchen
lebhaft erwidert wurde. Hinfichtlich feines Verhältniffes zu Mifs Mackenzie
ward er jetzt zu einer beftimmten, entfcheidenden Erklärung aufgefordert; die
Folge derfelben war, dafs jene Rom alsbald verliefs. Thorwaldfens deutfche
Freunde und feine Landsleute in Rom erhofften nun eine Verbindung mit
Fanny Cafpers, aber auch diefe Hoffnung erfüllte fleh nicht. Die Urfache iff nicht
Gruppe aus dem Alexanderzug.
deutlich erflchtlich. War Thorwaldfen, wie man nach einigen Mittheilungen ver-
muthen möchte, durch ein der Familie der Mifs Mackenzie gegebenes Verfprechen
gebunden? Sah er fleh durch Rückfichten auf Maria Anna gehindert? Er ver-
zichtete oder war gezwungen auf ein Glück zu verzichten, auf das feine lebhafteren
Wünfche gerichtet waren, und es mufste ihm, nachdem auch Fanny Cafpers
abgereifl war, begreiflicherweife lieb fein, Rom auf Zeit verlaffen zu können.
Am 19. Juli 1819 trat er die Reife in die Heimath an. Er nahm feinen Weg
über Florenz und Parma und verweilte einige Zeit in Mailand, wohin man ihn
kurz vorher zu einer Befprechung wegen des bei ihm beflellten Monuments für
den Maler Andrea Appiani eingeladen hatte. Von da ging er über den Simplon
nach Luzern. Hier hatte der Bildhauer Lucas Ahorn eben damals begonnen,
nach Thorwaldfens Modell das Denkmal für die am 10. Aug. 1792 bei der Ver-
teidigung der Tuilerien gefallenen Schweizer auszuführen; das Denkmal, das unter
dem Namen ))der Löwe von Luzern" bekannt iff, befindet fleh in der grottenartigen
Vertiefung einer Felswand; der Löwe, der in koloffaler Gröfse aus dem Felfen
herausgemeifselt ifl, liegt verwundet auf dem Wappenfchild Frankreichs, das er
mit der Tatze, wie fchtitzend, umklammert. — Ueber Schaffhaufen reifte Thor-
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zu einer nur freundfchaftlichen Empfindung, fo dafs die eiferfüchtige Maria Anna
nichts mehr von ihr zu befürchten hatte. Eine andere gefährlichere Neben-
buhlerin trat ihr jetzt gegenüber, eine Deutfche, Fanny Cafpers, die damals
als Gefellfchafterin der ungarifchen Gräfin Graffalkovich nach Rom kam. Sie
war, wie Luife Seidler in ihren ^Erinnerungen" berichtet,'') eine Schönheit in voller
Blüthe, talentvoll und von bezaubernder Liebenswürdigkeit. Thorwaldfen fafste
zu ihr, trotz feiner 48 Jahre, eine leidenfchaftliche Neigung, die vor der Ge-
fellfchaft um fo weniger ein Geheimnifs blieb, als fie von der fchönen Deutfchen
lebhaft erwidert wurde. Hinfichtlich feines Verhältniffes zu Mifs Mackenzie
ward er jetzt zu einer beftimmten, entfcheidenden Erklärung aufgefordert; die
Folge derfelben war, dafs jene Rom alsbald verliefs. Thorwaldfens deutfche
Freunde und feine Landsleute in Rom erhofften nun eine Verbindung mit
Fanny Cafpers, aber auch diefe Hoffnung erfüllte fleh nicht. Die Urfache iff nicht
Gruppe aus dem Alexanderzug.
deutlich erflchtlich. War Thorwaldfen, wie man nach einigen Mittheilungen ver-
muthen möchte, durch ein der Familie der Mifs Mackenzie gegebenes Verfprechen
gebunden? Sah er fleh durch Rückfichten auf Maria Anna gehindert? Er ver-
zichtete oder war gezwungen auf ein Glück zu verzichten, auf das feine lebhafteren
Wünfche gerichtet waren, und es mufste ihm, nachdem auch Fanny Cafpers
abgereifl war, begreiflicherweife lieb fein, Rom auf Zeit verlaffen zu können.
Am 19. Juli 1819 trat er die Reife in die Heimath an. Er nahm feinen Weg
über Florenz und Parma und verweilte einige Zeit in Mailand, wohin man ihn
kurz vorher zu einer Befprechung wegen des bei ihm beflellten Monuments für
den Maler Andrea Appiani eingeladen hatte. Von da ging er über den Simplon
nach Luzern. Hier hatte der Bildhauer Lucas Ahorn eben damals begonnen,
nach Thorwaldfens Modell das Denkmal für die am 10. Aug. 1792 bei der Ver-
teidigung der Tuilerien gefallenen Schweizer auszuführen; das Denkmal, das unter
dem Namen ))der Löwe von Luzern" bekannt iff, befindet fleh in der grottenartigen
Vertiefung einer Felswand; der Löwe, der in koloffaler Gröfse aus dem Felfen
herausgemeifselt ifl, liegt verwundet auf dem Wappenfchild Frankreichs, das er
mit der Tatze, wie fchtitzend, umklammert. — Ueber Schaffhaufen reifte Thor-