GRABMAL DER KÖNIGIN LUISE.
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Haupt follte zur Rechten geneigt, die Hände zufammengelegt, die Füfse gekreuzt
fein. So find denn auch alle Entwürfe, und doch, welcher Unterfchied! Zuletzt
auch zwifchen den bellen von Schadow und Rauch. Die geringlten Abweichungen
der Linienführung, wie in der Lage der Schenkel, der Richtung des Oberkörpers,
der Haltung der Arme und Hände erzielen die auffalligften Wirkungen, für mehr
oder mindere Hoheit und Anmuth, oder andererfeits natürliche Behaglichkeit der
ruhenden Gehalt. Schadow felbh hat fpäter dem ausgeführten Werke Rauch's
hohe Anerkennung gezollt als einem glänzenden Refultat von dehen geihiger und
technifcher Ausbildung «und ih als merkwürdig anzuführen, — fügt er hinzu —
dafs feine folgenden Werke jenes noch übertreten.))
Das Modell der Statue ward unter des Königs Augen in Charlottenburg aus-
geführt, wo Rauch in den Räumen des Schiohes eine Werkhatt angewiefen er-
Grabmal der Königin Luife in Charlottenburg.
hielt. Je mehr der König das Werk zu feiner heigenden Befriedigung aus dem
Thon hervorwachfen fah, fo dafs er einmal Rauch das Verfprechen abnahm, am
Kopfe nichts mehr zu ändern, um fo fchwerer ward es ihm, auf Rauch's begreif-
lichen Wunfch einzugehen, die Uebertragung des Modells in Marmor zu Rom
auszuführen. Aber auch dies Zugeltändnifs gewann der König über lieh, nach-
dem ihm vorher das gröfsere abgerungen war, die Statue der Königin nicht in
Lebensgröfse, fondern um einige Zoll grölser bilden zu Iahen.
Die Rückreife nach Rom erlitt einen unliebfamen Auffchub durch die Er-
krankung Rauch's am Wechfelheber, welches er hch in den feuchten kalten
Räumen des Schloffes zugezogen hatte. In den heberfreien Tagen modellirte er
die Büften des Grafen von Brandenburg, des Königs und zuletzt noch die der
Prinzeffin Wilhelm. Diefen voraufgegangen war die Büfte Schadow's, welche er
bald nach feiner Ankunft im April gearbeitet hatte. Vier Tage vor feiner end-
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Haupt follte zur Rechten geneigt, die Hände zufammengelegt, die Füfse gekreuzt
fein. So find denn auch alle Entwürfe, und doch, welcher Unterfchied! Zuletzt
auch zwifchen den bellen von Schadow und Rauch. Die geringlten Abweichungen
der Linienführung, wie in der Lage der Schenkel, der Richtung des Oberkörpers,
der Haltung der Arme und Hände erzielen die auffalligften Wirkungen, für mehr
oder mindere Hoheit und Anmuth, oder andererfeits natürliche Behaglichkeit der
ruhenden Gehalt. Schadow felbh hat fpäter dem ausgeführten Werke Rauch's
hohe Anerkennung gezollt als einem glänzenden Refultat von dehen geihiger und
technifcher Ausbildung «und ih als merkwürdig anzuführen, — fügt er hinzu —
dafs feine folgenden Werke jenes noch übertreten.))
Das Modell der Statue ward unter des Königs Augen in Charlottenburg aus-
geführt, wo Rauch in den Räumen des Schiohes eine Werkhatt angewiefen er-
Grabmal der Königin Luife in Charlottenburg.
hielt. Je mehr der König das Werk zu feiner heigenden Befriedigung aus dem
Thon hervorwachfen fah, fo dafs er einmal Rauch das Verfprechen abnahm, am
Kopfe nichts mehr zu ändern, um fo fchwerer ward es ihm, auf Rauch's begreif-
lichen Wunfch einzugehen, die Uebertragung des Modells in Marmor zu Rom
auszuführen. Aber auch dies Zugeltändnifs gewann der König über lieh, nach-
dem ihm vorher das gröfsere abgerungen war, die Statue der Königin nicht in
Lebensgröfse, fondern um einige Zoll grölser bilden zu Iahen.
Die Rückreife nach Rom erlitt einen unliebfamen Auffchub durch die Er-
krankung Rauch's am Wechfelheber, welches er hch in den feuchten kalten
Räumen des Schloffes zugezogen hatte. In den heberfreien Tagen modellirte er
die Büften des Grafen von Brandenburg, des Königs und zuletzt noch die der
Prinzeffin Wilhelm. Diefen voraufgegangen war die Büfte Schadow's, welche er
bald nach feiner Ankunft im April gearbeitet hatte. Vier Tage vor feiner end-