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CHRISTIAN DANIEL RAUCH. 1804—1830.
liehen Abreife nach Rom zeichnete Schadow ihn in Kreide. Ein, man darf fagen
faefimilirter Stich von Mandel nach diefer Zeichnung ift dem erflen Bande von
Eggers' Rauch-Biographie vorgeheftet. Er giebt das Bild des fchönen jungen
Mannes und zugleich ein Beifpiel einer Art der tauberen Zeichenmethoden des
Meifters Schadow.
In Begleitung des Sohnes des letzteren, Rudolph Schadow's, des Bildhauers,
trat Rauch endlich am 4. Januar 1812 die Reife nach Rom an, zunächft über
Dresden nach Wien, um wiederum zwei glückliche Wochen im Humboldt'fchen
Haufe zu verleben. Dann ward der Weg über München genommen, wo der
Kronprinz von Baiern, damals lechsundzwanzigjährig, eben begann, feine kunft-
fördernden Ideen zu verwirklichen. Er wollte Rauch kennen lernen und für feine
Pläne gewinnen. Die Gründung der Walhalla, welche dreifsig Jahre fpäter voll-
endet wurde, war fchon befchloffen;^dem Sammeltrieb für griechifche Marmor-
bilder follte der Bau der Glyptothek entgegenkommen. Rauch follte mit Rath
und That den Erwerb von Antiken fördern und für die künftige Walhalla Arbeiten
übernehmen. Letztere mufsten folort in Angriff genommen werden. Ein Zimmer
der Wohnung des Kronprinzen ward zum Atelier hergerichtet, und in drei Wochen
entftanden die Modelle der Bülten van Dyck's, Franz Snyders', des Admirals
Tromp und Hans Sachs', welche Ipäter in Carrara in Marmor ausgeführt wurden;
die drei erftgenannten für die Walhalla, die vierte für den baierifchen Ruhmes-
tempel auf der Therelienwiefe zu München.
Jetzt eilte Rauch über die Alpen und fofort nach Carrara, um den möglich!!
beiten Marmor für das Bild der Königin zu fuchen. Er erfreute lieh eines guten
Erfolges, als plötzlich die Nachricht eintraf, das Königin-Modell fei wegen fchlechter
Verpackung zertrümmert in Bologna angekommen. Erfchreckt fliegt er dorthin.
Glücklicherweife waren die Schäden ohne Nachtheil auszubelfern. Das Modell
wurde nach Carrara gefchafft, und Rauch fchlug hier auf zwei Jahre abwechfelnd
mit Rom feine Werkltatt auf. Neben der Hauptaufgabe gingen noch Bülten-
arbeiten : die Gräfin von der Goltz und Thorwaldfen wurden in diefer Zeit als
Bülten vollendet. Zur Hauptaufgabe gehört aber auch noch der Sarkophag und
zwei Kandelaber. Der Sarkophag ift bedeckt mit einem Bahrtuch, dessen Saum
gebildet ift von Adlern, Kronen und der Infchrift: «Luife, Königin von Preufsen»;
an den Ecken lind gedrungene Baluftern, zwifchen denfelben an den Schmal-
feiten Adler mit gelichteten Flügeln, während die Langfeiten Wappenfchilder
zeigen, einerfeits den preufsifchen Adler, andererfeits den Bühelkopf vom Wappen-
thier des mecklenburgifchen Heimathlandes der Königin.
Auch am Fufse des Kandelabers kommt der Bühelkopf dreimal als Bekrö-
nung der drei Seiten vor. Die Hörner werden durch einen Kronenring zufammen-
gefchloffen, aus welchem der lieh verjüngende Kandelaberfchaft emporfteigt. Drei
Adler mit ausgebreiteten Flügeln tragen die Flammenfchale. Der Schaft der
Kandelaber ilt mit figürlichem Relief gefchmückt. In dem einen fchreiten die
drei Horen in heiterem Tanzfehritt; den andern umltehen die drei ernlten Parzen.
Nur diefe lind von Rauch. Der andere Kandelaber war von Rauch an Friedrich
Tieck zur Ausführung überlaffen. Diefen älteren Kunftgenoffen hatte Rauch
fchon bei feinem erlten Aufenthalte in Rom kennen gelernt. Es hatte lieh bald
CHRISTIAN DANIEL RAUCH. 1804—1830.
liehen Abreife nach Rom zeichnete Schadow ihn in Kreide. Ein, man darf fagen
faefimilirter Stich von Mandel nach diefer Zeichnung ift dem erflen Bande von
Eggers' Rauch-Biographie vorgeheftet. Er giebt das Bild des fchönen jungen
Mannes und zugleich ein Beifpiel einer Art der tauberen Zeichenmethoden des
Meifters Schadow.
In Begleitung des Sohnes des letzteren, Rudolph Schadow's, des Bildhauers,
trat Rauch endlich am 4. Januar 1812 die Reife nach Rom an, zunächft über
Dresden nach Wien, um wiederum zwei glückliche Wochen im Humboldt'fchen
Haufe zu verleben. Dann ward der Weg über München genommen, wo der
Kronprinz von Baiern, damals lechsundzwanzigjährig, eben begann, feine kunft-
fördernden Ideen zu verwirklichen. Er wollte Rauch kennen lernen und für feine
Pläne gewinnen. Die Gründung der Walhalla, welche dreifsig Jahre fpäter voll-
endet wurde, war fchon befchloffen;^dem Sammeltrieb für griechifche Marmor-
bilder follte der Bau der Glyptothek entgegenkommen. Rauch follte mit Rath
und That den Erwerb von Antiken fördern und für die künftige Walhalla Arbeiten
übernehmen. Letztere mufsten folort in Angriff genommen werden. Ein Zimmer
der Wohnung des Kronprinzen ward zum Atelier hergerichtet, und in drei Wochen
entftanden die Modelle der Bülten van Dyck's, Franz Snyders', des Admirals
Tromp und Hans Sachs', welche Ipäter in Carrara in Marmor ausgeführt wurden;
die drei erftgenannten für die Walhalla, die vierte für den baierifchen Ruhmes-
tempel auf der Therelienwiefe zu München.
Jetzt eilte Rauch über die Alpen und fofort nach Carrara, um den möglich!!
beiten Marmor für das Bild der Königin zu fuchen. Er erfreute lieh eines guten
Erfolges, als plötzlich die Nachricht eintraf, das Königin-Modell fei wegen fchlechter
Verpackung zertrümmert in Bologna angekommen. Erfchreckt fliegt er dorthin.
Glücklicherweife waren die Schäden ohne Nachtheil auszubelfern. Das Modell
wurde nach Carrara gefchafft, und Rauch fchlug hier auf zwei Jahre abwechfelnd
mit Rom feine Werkltatt auf. Neben der Hauptaufgabe gingen noch Bülten-
arbeiten : die Gräfin von der Goltz und Thorwaldfen wurden in diefer Zeit als
Bülten vollendet. Zur Hauptaufgabe gehört aber auch noch der Sarkophag und
zwei Kandelaber. Der Sarkophag ift bedeckt mit einem Bahrtuch, dessen Saum
gebildet ift von Adlern, Kronen und der Infchrift: «Luife, Königin von Preufsen»;
an den Ecken lind gedrungene Baluftern, zwifchen denfelben an den Schmal-
feiten Adler mit gelichteten Flügeln, während die Langfeiten Wappenfchilder
zeigen, einerfeits den preufsifchen Adler, andererfeits den Bühelkopf vom Wappen-
thier des mecklenburgifchen Heimathlandes der Königin.
Auch am Fufse des Kandelabers kommt der Bühelkopf dreimal als Bekrö-
nung der drei Seiten vor. Die Hörner werden durch einen Kronenring zufammen-
gefchloffen, aus welchem der lieh verjüngende Kandelaberfchaft emporfteigt. Drei
Adler mit ausgebreiteten Flügeln tragen die Flammenfchale. Der Schaft der
Kandelaber ilt mit figürlichem Relief gefchmückt. In dem einen fchreiten die
drei Horen in heiterem Tanzfehritt; den andern umltehen die drei ernlten Parzen.
Nur diefe lind von Rauch. Der andere Kandelaber war von Rauch an Friedrich
Tieck zur Ausführung überlaffen. Diefen älteren Kunftgenoffen hatte Rauch
fchon bei feinem erlten Aufenthalte in Rom kennen gelernt. Es hatte lieh bald