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PETER VON CORNELIUS.
pheles den Fufs halten, fo dafs zwifchen ihm und Gretchen der Zufammenhang
hergeRellt iR. Auch hier zeigen Reh die feltfamen Uebergänge: der Schwanz
des höllifchen Ohrenbläfers geht unmittelbar in den Schnörkel über, ebenfo wie
andrerfeits das über FauR hängende Krokodil. Und ebenfo treten hier die man-
nichfaltigRen Einhüffe deutlich hervor, welche uns den KünRler im Ringen einer
Gährungszeit zeigen. Die Seite des ErdgeiRes, befonders die Putten der vier
Fakultäten, Rnd italienifcher RenaiRance entRammt, die knieenden Engel links
oben mit ihrer Chorknabentracht gemahnen an Fielole, der Erzengel zur Rechten
mit den gefpreizten Beinen an die Engel in Orvieto, denen wir auch fpäter noch
begegnen werden.
So zeigt grade diefes erRe Werk den MeiRer in feinem Werden, in feinem
raRlofen Streben, läfst aber zugleich fchon die wefentlichen Eigenthümlichkeiten
feiner fchöpferifchen Kraft nach ihrer grofsen wie nach ihrer fchwachen Seite
hin beobachten: die Bahn feiner künRlerifchen Entwicklung iR damit vorge-
zeichnet — die Schöpfungen können machtvoller und gewaltiger werden, die
Art bleibt diefelbe. Darum iR grade diefer FauRcyklus ein fo wichtiges Werk
für die Erkenntnifs des Wefens des grofsen MeiRers. (Die Originalzeichnungen
befinden Reh im Städel'fchen InRitut zu Frankfurt. Die KupferRiche von Rufche-
weyh und Thäter Rnd 1816 erfchienen, eine verkleinerte Nachbildung in einem
Heft bei Mey und Widmeyer in München. VortrefRiche Photographien nach
dem Original Rnd bei Keller in Frankfurt erfchienen.)
Wie aber Rellte Reh der Dichter des FauR zu diefem Werke? Goethe hielt
in der bildenden KunR an den Grundfätzen der antikiRrenden Richtung feR: dies
wurde auch für feine Beurtheilung von Cornelius mafsgebend. Wiederholt hatte
diefer von Düffeldorf aus Konkurrenzarbeiten auf die Preisausfchreiben von
Weimar eingefendet. Es war zwar fein Talent anerkannt worden, die Preife aber
erhielten Andere, die es beffer verRanden, Reh den Anforderungen der verlangten
KunRrichtung anzufchmiegen, dafür aber keine Werke von dauerndem Werthe
gefchaffen haben — ein fchlagender Beweis für die Wirkfamkeit der akademi-
fchen Methode, welche die Mittelmäfsigkeit mit dem Schein des Könnens aus-
Rattet, aber die Begabung für grofse Schöpfungen natürlich nicht hervorbringen
kann. Cornelius hatte es mit anfehen müffen, dafs eine folche TreibhauspRanze
einen bedeutenden Auftrag erhielt, bei deffen Ausführung Reh deren ganze
TalentloRgkeit offenbarte. Ihm ward es nicht vergönnt, den heifserfehnten Tum-
melplatz für feinen Schaffensdrang zu erhalten. NichtsdeRoweniger fendet er die
erRen fechs FauRzeichnungen von Frankfurt aus an Goethe, der durch Sulpiz
BoiReree für den jungen KünRler perfönlich interefRrt wird. Mit fcharfem Blick
erkannte Goethe neben dem Bedeutenden auch die Schwäche der Zeichnungen.
In feinem wohlwollenden Schreiben vom 8. Mai 1811 warnte er Cornelius vor
einem Nachtheil. »Die deutfehe KunR des 16. Jahrhunderts, die Ihren Arbeiten
als eine zweite Naturwelt zum Grunde liegt, kann in Reh nicht für vollkommen
gehalten werden. Sie ging ihrer Entwicklung entgegen, die Re aber niemals fo,
wie es der transalpinifchen geglückt, völlig erreicht hat.« Und in der That liegt
n diefer Verwechslung der älteren KunR, hier der deutfehen, fpäter der frtih-
italienifchen mit einer Stufe höchRer Vollkommenheit die Hauptfchwäche der
PETER VON CORNELIUS.
pheles den Fufs halten, fo dafs zwifchen ihm und Gretchen der Zufammenhang
hergeRellt iR. Auch hier zeigen Reh die feltfamen Uebergänge: der Schwanz
des höllifchen Ohrenbläfers geht unmittelbar in den Schnörkel über, ebenfo wie
andrerfeits das über FauR hängende Krokodil. Und ebenfo treten hier die man-
nichfaltigRen Einhüffe deutlich hervor, welche uns den KünRler im Ringen einer
Gährungszeit zeigen. Die Seite des ErdgeiRes, befonders die Putten der vier
Fakultäten, Rnd italienifcher RenaiRance entRammt, die knieenden Engel links
oben mit ihrer Chorknabentracht gemahnen an Fielole, der Erzengel zur Rechten
mit den gefpreizten Beinen an die Engel in Orvieto, denen wir auch fpäter noch
begegnen werden.
So zeigt grade diefes erRe Werk den MeiRer in feinem Werden, in feinem
raRlofen Streben, läfst aber zugleich fchon die wefentlichen Eigenthümlichkeiten
feiner fchöpferifchen Kraft nach ihrer grofsen wie nach ihrer fchwachen Seite
hin beobachten: die Bahn feiner künRlerifchen Entwicklung iR damit vorge-
zeichnet — die Schöpfungen können machtvoller und gewaltiger werden, die
Art bleibt diefelbe. Darum iR grade diefer FauRcyklus ein fo wichtiges Werk
für die Erkenntnifs des Wefens des grofsen MeiRers. (Die Originalzeichnungen
befinden Reh im Städel'fchen InRitut zu Frankfurt. Die KupferRiche von Rufche-
weyh und Thäter Rnd 1816 erfchienen, eine verkleinerte Nachbildung in einem
Heft bei Mey und Widmeyer in München. VortrefRiche Photographien nach
dem Original Rnd bei Keller in Frankfurt erfchienen.)
Wie aber Rellte Reh der Dichter des FauR zu diefem Werke? Goethe hielt
in der bildenden KunR an den Grundfätzen der antikiRrenden Richtung feR: dies
wurde auch für feine Beurtheilung von Cornelius mafsgebend. Wiederholt hatte
diefer von Düffeldorf aus Konkurrenzarbeiten auf die Preisausfchreiben von
Weimar eingefendet. Es war zwar fein Talent anerkannt worden, die Preife aber
erhielten Andere, die es beffer verRanden, Reh den Anforderungen der verlangten
KunRrichtung anzufchmiegen, dafür aber keine Werke von dauerndem Werthe
gefchaffen haben — ein fchlagender Beweis für die Wirkfamkeit der akademi-
fchen Methode, welche die Mittelmäfsigkeit mit dem Schein des Könnens aus-
Rattet, aber die Begabung für grofse Schöpfungen natürlich nicht hervorbringen
kann. Cornelius hatte es mit anfehen müffen, dafs eine folche TreibhauspRanze
einen bedeutenden Auftrag erhielt, bei deffen Ausführung Reh deren ganze
TalentloRgkeit offenbarte. Ihm ward es nicht vergönnt, den heifserfehnten Tum-
melplatz für feinen Schaffensdrang zu erhalten. NichtsdeRoweniger fendet er die
erRen fechs FauRzeichnungen von Frankfurt aus an Goethe, der durch Sulpiz
BoiReree für den jungen KünRler perfönlich interefRrt wird. Mit fcharfem Blick
erkannte Goethe neben dem Bedeutenden auch die Schwäche der Zeichnungen.
In feinem wohlwollenden Schreiben vom 8. Mai 1811 warnte er Cornelius vor
einem Nachtheil. »Die deutfehe KunR des 16. Jahrhunderts, die Ihren Arbeiten
als eine zweite Naturwelt zum Grunde liegt, kann in Reh nicht für vollkommen
gehalten werden. Sie ging ihrer Entwicklung entgegen, die Re aber niemals fo,
wie es der transalpinifchen geglückt, völlig erreicht hat.« Und in der That liegt
n diefer Verwechslung der älteren KunR, hier der deutfehen, fpäter der frtih-
italienifchen mit einer Stufe höchRer Vollkommenheit die Hauptfchwäche der