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Ländliche Siedelungen

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III. Ländliche Siedelungen.
Das Bild der Besiedelung des Landes wäre nicht vollständig,
wollten wir nicht neben der militärischen und städtischen Be-
siedelung des Landes auch noch der ländlichen Siedelungen ge-
denken. Weitaus der größere Teil der Bevölkerung der germa-
nischen Provinzen hat in römischer Zeit ländlicher Siedelungs-
weise gehuldigt, während gleichzeitig in Italien das slache Land
bereits mehr und mehr verödete und das Volk sich in den Städten
zusammendrängte. Die Frage, ob die Germanen von Anbeginn
an die Einzelsiedelung bevorzugten oder ob sie in mehr oder we-
niger locker gebauten Dörfern zusammenwohnten, denen man
dann gern die Einzelsiedelung als etwas ursprünglich Keltisches
gegenüberstellt, ist verschieden beantwortet worden. Vielleicht
läßt sie sich so schlechthin mit einemlVorte gar nicht beantworten.
Ls haben gewiß schon in sehr früher Zeit Bodenverhältnisse und
die damit zusammenhängenden lVirtschastsverhältnisse mit-
gesprochen und hier diese, dort jene Siedelungsweise heraus-
gebildet. Sicher ist, daß auch in den germanischen Teilen der
römischen Provinz die Einzelhöse, die wir in allen Teilen der
Provinz noch in großer Zahl Nachweisen können, eine ent-
scheidende Rolle gespielt haben. Ebenso sicher aber ist auch,
daß diese Einzelhöse zum größten Teil und ursprünglich von dem
eingewanderten Teil der Bevölkerung ausgehen, wie es uns
in dem lsvissiinns c^nisM« Onllornin im Decumatenland durch
Tacitus bezeugt ist, und daß wir die Besitzer dieser Höfe etwa
mit unseren Großbauern vergleichen müssen. Sie sind, auch als
einheimische Elemente sich ihr anschlossen, immer gewissermaßen
eine Oberschicht der ländlichen Bevölkerung und aus ihrer
Hinterlassenschaft sehen wir, daß sie stets bis zu einem gewissen
Grade romanisiert waren, vielfach sogar dem am durchgreifend-
sten romanisierten Teile der Bevölkerung, dem Soldaten-
stande angehören. Veteranen, die nach geleisteter Dienstzeit mit
ehrenvollem Abschiede entlassen, mit dem Bürgerrechte belohnt
waren, blieben wohl vielfach in dem Lande, in dem sie vielleicht
schon fünfundzwanzig Jahre gelebt hatten, machten sich hier
dauernd seßhaft und bildeten einen wichtigen und zuverlässigen
Bestandteil der Bevölkerung der Provinz. Es weisen sogar ge-
wisse Anzeichen daraus hin, daß die Regierung diese Ansiedelung,
deren Vorteil sie einsehen mußte, direkt durch Landanweisungen
 
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