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Handwerk und Ärmst

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Rolle, die Städte wie Lyon irn verkehrsleben und in der Kultur-
entwickelung während der Römerzeit gespielt haben, und weiter,
daß diese Rolle mit der Römerzeit keineswegs ausgespielt war,
sondern eben vermöge der von den Römern geschaffenen Ver-
bindungen das Mittelalter überdauert.
Auch im Verkehr bringt das Ende der Römerzeit einen ge-
waltigen Rückschritt. Namentlich in den germanischen Teilen
sind ungezählte Römerstraßen untergegangen, weil ihre Aus-
gangs- und Endpunkte die Bedeutung einbüßen. Gehalten
haben sich hier im wesentlichen nur die Straßen, die zugleich
auch dem kleinen verkehrsbedürsnis, wie diese Zeit es hat,
dienen konnten. Erst das td- Jahrhundert hat wieder erreicht,
was die Römerzeit an Heerstraßen sür den Fernverkehr schon
besessen hatte. Westlich vom Rhein hat aber auch hierin unter
den neuen fränkischen Herren römische Tradition sortgelebt.
Als mit den Franken wieder auss rechte Rheinuser hinüber-
dringt, was von römischer Kultur noch lebendig war, da ist es
gerade wieder der Straßenbau, in dem wir die Zeit Karls des
Großen als eine Art Renaissance der Römerzeit erkennen. Die
Organisation der Straßen, das Heerstraßennetz, mit dem Karl der
Große die deutschen Gebiete umklammert, planmäßig weiteste
Strecken durchzieht und seine Garnisonen verbindet, ist im letzten
Grunde ein Abkömmling des römischen.

V. Handwerk und Kunst.
Mit der römischen Eroberung zog römische Kultur, mit der
römischen Kultur auch der römische Luxus in Gallien und Ger-
manien ein. Aber das nackte Bedürfnis hinaus umgibt man sich
auch hier mehr und mehr mit dem ganzen Komfort römischer
Lebensführung, mit Schönheit und Kunst, wie schon die Villen-
bauten gezeigt haben. Gelegentlich der Betrachtung des Handels-
verkehrs und Kulturaustausches konnte ich auch schon daraus
Hinweisen, wie man nicht lange alle diese Bedürfnisse durch
Import aus den fernen klassischen Ländern befriedigte, sondern
wie sehr bald in der Provinz eine rege Tätigkeit beginnt, die
dahin zielt, die importierten Waren durch einheimische zu ersetzen
und die Ansprüche einer immer reicheren und üppigeren Lebens-
führung, soweit möglich, auch in der Provinz zu befriedigen.
 
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