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tnnidwerk und Kunst

Wicklung entsteht. So gehen verschiedene Strömungen neben-
einander her, ihr Lauf aber geht keineswegs parallel. Es liegt
in der Natur der Sache, daß der Einfluß italischer Kunst am
Beginn am stärksten und reinsten sein mußte. Je weniger man
im Laufe der Entwicklung daraus angewiesen war, italische
Künstler heranzuziehen, sondern die Aufträge in der Provinz
selbst vergeben konnte, um so mehr macht sich auch in der offi-
ziellen Kunst der provinziale Stil geltend. Andererseits wächst
die Technik der einheimischen Arbeiter und je mehr sie sich die
fremde Kunst zu eigen machen und mit ihren eigenen Vorstellun-
gen zu einer Einheit verschmelzen, zu desto besseren und inter-
essanteren Leistungen werden sie befähigt. Mährend wir dort
von einer absteigenden Linie reden können, haben wir hier ein
Aussteigen. Der Höhepunkt des im engeren Sinne provinzialen
plastischen Könnens liegt bei uns nicht in der Frühzeit, sondern im
2. nachchristlichen Jahrhundert. Dann beginnt, wie im ganzen
römischen Weltreich, so auch bei uns der Verfall, wenn auch die
Masse und der Reichtum eher noch zunimmt. Eine gewisse Ver-
wilderung der Formen geht mit schlechter Technik Hand in
Hand, in der Provinz natürlich noch schneller als in Rom.
Entsprechend dem Gesagten gruppieren sich in unseren Mu-
seen im Rhein- und Moselgebiet die plastischen Werke und
es stehen Skulpturen ganz verschiedener Art nebeneinander.
Da löst sich zunächst eine Gruppe heraus, die wir als klassische
Kunst bezeichnen können, die importiert sind aus dem Süden
oder doch südlichen Kunstwerken so getreu nachgeahmt, daß sie
ebenso gut in jeder anderen Provinz oder in Italien selbst ge-
funden sein könnten. Je weiter wir in Gallien nach Süden,
Italien zu, gehen, desto zahlreicher werden sie naturgemäß und
desto häufiger auch die Verwendung des Marmors als ihr Ma-
terial. Die Skulxturenfunde aus einer Villa bei Toulouse, die
allein einen großen Saal des dortigen Museums füllen, können
als ein Beispiel für die Ausstattung der Villen römischer Großen
in Italien verwendet werden. Statuen, wie etwa die schöne
Aphrodite von Frsjus im Louvre oder die Venus von Arles kön-
nen es mit jeder kaiserzeitlichen Statue Roms aufnehmen. Aber
auch bei uns, im Nordwesten der gallischen Provinzen, fehlen
solche Kunstwerke keineswegs. Dahin zählt ein und das andere
Kaiserporträt, wie z. B. der gute Marmorkopf des vefpasian in
Trier, ein und die andere Götterstatue, wie die vor wenigen
 
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