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8. Schwedische Romantik
den nordischen Claude Lorrain rühmte, so fällte er damit unbewußt
zugleich ein kritisches Urteil. Das romantische Element in Fahl-
crantz’ Kunst bildet die empfindungsvolle Weichheit, mit der er
die Formen der Landschaft und das Licht behandelte, und ein zarter
Lyrismus, der besonders einfachen Vorwürfen feinpoetische Stim-
mung abzugewinnen verstand: diese Stimmungswerte waren es vor
allem, die das romantische Zeitgefühl ansprachen und Fahlcrantz
in seiner Heimat den Ruhm eines großen Landschaftsmalers eintrugen.
Am greifbarsten ist die Einwirkung der Romantik in der Hin-
wendung der Kunst zum Volkstümlich-Nationalen. Auch hier hatte
die Literatur die Führung: es war der 1811 begründete „Gotische
Bund“, der ein Preisausschreiben für Kunstwerke mit nordischen
Motiven erließ. Die „Gotische Kunstausstellung“ von 1817 war
allerdings eine Enttäuschung, aber die so angeschlagenen Ideen
wirkten doch weiter, und unter ihrem Einflüsse schuf der Bild-
hauer Bengt Fogelberg (1786—1854) in den dreißiger und vierziger
Jahren seine großen Statuen Odins, Thors und Balders. Die Zeit-
genossen, die der antikischen Götter- und Heldengestalten müde
waren, glaubten in diesen Bildwerken nordische Charakterzüge,
wohl auch einen vertieften Gefühlsausdruck zu entdecken; in der
Sache ist Fogelberg über die Typik und die Formgebung des Klassi-
zismus kaum hinausgelangt. Überhaupt war es doch immer die
Stoffwahl, die man vorzugsweise im Auge hatte, wenn man die
Forderung einer nationalen Kunst erhob. In diesem Sinne begannen
sich jetzt die Maler der heimischen Landschaftsmotive anzunehmen.
Per Wickenberg (1812—46) gewann in Paris, wo er seit 1838 stu-
dierte, Fühlung mit der Stimmungslandschaft, aber vor allem waren
es die holländischen Meister, durch deren Brille er die Natur sah.
Von ihnen lernte er die malerische Ausnützung schlichter Land-
schaftsmotive, die er in feinen kühlen lichten Tönen und auch in
größeren Formaten mit Verständnis für intime Wirkung behandelte.
Das war in der schwedischen Malerei etwas Neues, aber auch wenn
Wickenberg, wie in der Winterlandschaft von 1837, seinen Vorwurf
der heimatlichen Natur entnahm, so war, was er schuf, seiner inneren
Form nach schließlich eher ein holländisches als ein schwedisches
Bild. Die nationale Richtung erhielt 1846 einen neuen Anstoß durch
8. Schwedische Romantik
den nordischen Claude Lorrain rühmte, so fällte er damit unbewußt
zugleich ein kritisches Urteil. Das romantische Element in Fahl-
crantz’ Kunst bildet die empfindungsvolle Weichheit, mit der er
die Formen der Landschaft und das Licht behandelte, und ein zarter
Lyrismus, der besonders einfachen Vorwürfen feinpoetische Stim-
mung abzugewinnen verstand: diese Stimmungswerte waren es vor
allem, die das romantische Zeitgefühl ansprachen und Fahlcrantz
in seiner Heimat den Ruhm eines großen Landschaftsmalers eintrugen.
Am greifbarsten ist die Einwirkung der Romantik in der Hin-
wendung der Kunst zum Volkstümlich-Nationalen. Auch hier hatte
die Literatur die Führung: es war der 1811 begründete „Gotische
Bund“, der ein Preisausschreiben für Kunstwerke mit nordischen
Motiven erließ. Die „Gotische Kunstausstellung“ von 1817 war
allerdings eine Enttäuschung, aber die so angeschlagenen Ideen
wirkten doch weiter, und unter ihrem Einflüsse schuf der Bild-
hauer Bengt Fogelberg (1786—1854) in den dreißiger und vierziger
Jahren seine großen Statuen Odins, Thors und Balders. Die Zeit-
genossen, die der antikischen Götter- und Heldengestalten müde
waren, glaubten in diesen Bildwerken nordische Charakterzüge,
wohl auch einen vertieften Gefühlsausdruck zu entdecken; in der
Sache ist Fogelberg über die Typik und die Formgebung des Klassi-
zismus kaum hinausgelangt. Überhaupt war es doch immer die
Stoffwahl, die man vorzugsweise im Auge hatte, wenn man die
Forderung einer nationalen Kunst erhob. In diesem Sinne begannen
sich jetzt die Maler der heimischen Landschaftsmotive anzunehmen.
Per Wickenberg (1812—46) gewann in Paris, wo er seit 1838 stu-
dierte, Fühlung mit der Stimmungslandschaft, aber vor allem waren
es die holländischen Meister, durch deren Brille er die Natur sah.
Von ihnen lernte er die malerische Ausnützung schlichter Land-
schaftsmotive, die er in feinen kühlen lichten Tönen und auch in
größeren Formaten mit Verständnis für intime Wirkung behandelte.
Das war in der schwedischen Malerei etwas Neues, aber auch wenn
Wickenberg, wie in der Winterlandschaft von 1837, seinen Vorwurf
der heimatlichen Natur entnahm, so war, was er schuf, seiner inneren
Form nach schließlich eher ein holländisches als ein schwedisches
Bild. Die nationale Richtung erhielt 1846 einen neuen Anstoß durch