8. Schwedische Romantik
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die Begründung der „Künstlergilde“; die nordische Mythologie und
Sage, die Geschichte Schwedens gaben den Stoff zu zahlreichen
Arbeiten. Ein entschlossener Bekenner nationaler Kunst war der
frühverstorbene Nils Olsson Blommer (1816—53), eine feinbesaitete
Künstlernatur, die zwischen deutschen, französischen und italie-
nischen Einflüssen schwankte, aber doch in Schwind den Mann
ihres Herzens fand. Nach seinem „Elfentanz“ und „Nöck“ möchte
man ihn einen Schwind en miniature nennen: sein Verhältnis zu
den Motiven und Gestalten der nordischen Sage geht über das
Literarische hinaus, er sucht sie aus der Natur des Nordens zu
begreifen und deren Stimmungsgehalt in ihnen zu verdichten. Es
schwingt in Biommers Schöpfungen ein leiser volksliedhafter Ton,
der sie über ähnliche Bilder, z. B. die Malmströms, erhebt. August
Malmström (1829—1901) gehört bereits der jüngeren Künstler-
generation an, deren Höhepunkt in die Regierungszeit Karls XV.
(1859—72) fällt. In dieser Epoche ändert sich das Bild der schwe-
dischen Malerei in wichtigen Zügen, ohne jedoch an innerer Einheit-
lichkeit zu gewinnen. Eine Anzahl stärkerer Begabungen tritt auf,
aber keine von ihnen besaß die Kraft, das künstlerischeWollen um
sich zu versammeln und in feste Bahn zu lenken. Die schwedische
Künstlerkolonie in Rom, die in den dreißiger und vierziger Jahren
nicht unbeträchtlich gewesen war, beginnt sich zu lichten; zwar
bleibt der römische Aufenthalt für die Maler noch einige Zeit de
rigueur, aber nur selten noch setzt er dauernde Spuren in ihrem
Schaffen ab. Die wichtigsten Einflußquellen der schwedischen
Malerei werden jetzt Düsseldorf und Paris; nur wenige Künstler
finden den Weg nach München. In und an Düsseldorf bildet sich
eine Schule, in der die verbürgerlichte Romantik ausläuft; doch
holen sich auch die schwedischen Düsseldorfer gern in Paris den
letzten malerischen Schliff. Paris hat in dieser Epoche nicht schul-
bildend gewirkt, aber es hat gerade den besten Talenten ein ver-
feinertes malerisches Handwerk übermittelt. Dort suchten die
Schweden die Werkstatt Cogniets, später mit besonderer Vorliebe
die Coutures auf; auch von anderen französischen Meistern, vor
allem von Delacroix, haben sie Anregungen aufgenommen. In
dieser Atmosphäre entfaltete sich das Talent Fredrik Höckerts
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die Begründung der „Künstlergilde“; die nordische Mythologie und
Sage, die Geschichte Schwedens gaben den Stoff zu zahlreichen
Arbeiten. Ein entschlossener Bekenner nationaler Kunst war der
frühverstorbene Nils Olsson Blommer (1816—53), eine feinbesaitete
Künstlernatur, die zwischen deutschen, französischen und italie-
nischen Einflüssen schwankte, aber doch in Schwind den Mann
ihres Herzens fand. Nach seinem „Elfentanz“ und „Nöck“ möchte
man ihn einen Schwind en miniature nennen: sein Verhältnis zu
den Motiven und Gestalten der nordischen Sage geht über das
Literarische hinaus, er sucht sie aus der Natur des Nordens zu
begreifen und deren Stimmungsgehalt in ihnen zu verdichten. Es
schwingt in Biommers Schöpfungen ein leiser volksliedhafter Ton,
der sie über ähnliche Bilder, z. B. die Malmströms, erhebt. August
Malmström (1829—1901) gehört bereits der jüngeren Künstler-
generation an, deren Höhepunkt in die Regierungszeit Karls XV.
(1859—72) fällt. In dieser Epoche ändert sich das Bild der schwe-
dischen Malerei in wichtigen Zügen, ohne jedoch an innerer Einheit-
lichkeit zu gewinnen. Eine Anzahl stärkerer Begabungen tritt auf,
aber keine von ihnen besaß die Kraft, das künstlerischeWollen um
sich zu versammeln und in feste Bahn zu lenken. Die schwedische
Künstlerkolonie in Rom, die in den dreißiger und vierziger Jahren
nicht unbeträchtlich gewesen war, beginnt sich zu lichten; zwar
bleibt der römische Aufenthalt für die Maler noch einige Zeit de
rigueur, aber nur selten noch setzt er dauernde Spuren in ihrem
Schaffen ab. Die wichtigsten Einflußquellen der schwedischen
Malerei werden jetzt Düsseldorf und Paris; nur wenige Künstler
finden den Weg nach München. In und an Düsseldorf bildet sich
eine Schule, in der die verbürgerlichte Romantik ausläuft; doch
holen sich auch die schwedischen Düsseldorfer gern in Paris den
letzten malerischen Schliff. Paris hat in dieser Epoche nicht schul-
bildend gewirkt, aber es hat gerade den besten Talenten ein ver-
feinertes malerisches Handwerk übermittelt. Dort suchten die
Schweden die Werkstatt Cogniets, später mit besonderer Vorliebe
die Coutures auf; auch von anderen französischen Meistern, vor
allem von Delacroix, haben sie Anregungen aufgenommen. In
dieser Atmosphäre entfaltete sich das Talent Fredrik Höckerts