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3. Nikodemus Tessin d. J.

Haag stammende tüchtige Bildnismaler Martin Mytens (1648 bis
1735) eine zweite Schule, die indes an Umfang und Einfluß hinter
jener zurückblieb. Ihre stärksten Begabungen waren sein Sohn
Martin Mytens d. J. und sein Neffe Georg Desmarees, der in dem
charaktervollen Bildnisse der Admiralin Appelbom eine der selb-
ständigsten Porträtleistungen der Zeit geschaffen hat. Der jüngere
Mytens ging 1714 nach Wien, Desmarees 1724 nach München, und
damit löste sich die Mytensschule auf, während die Ehrenstrahl-
Krafftsche, deren Leitung nach Kraffts Tode sein Schüler Georg
Engelhard Schröder (f 1750) übernahm, ihre Überlieferung und
Wirksamkeit tief ins 18. Jahrhundert hineintragen konnte.

3. Nikodemus Tessin d. J.
Am 7. Mai 1697 verwandelte eine Feuersbrunst das altehrwürdige
malerische Königsschloß zu Stockholm fast vollständig in eine
Trümmerstätte. Der Neubau wurde sogleich in Angriff genommen
und dem jüngeren Tessin übertragen. Aber bald setzte Karl XII.
alle Mittel des Staates in dem großen Vabanquespiele um Schwedens
Weltmachtstellung ein, das er verlor; die Zahlungen für den Schloß-
bau mußten eingestellt werden, 1708 kam das Werk zum Stillstand.
Der geniale Abenteurer hinterließ ein zerrüttetes und verarmtes
Reich, dessen Leitung aus der Hand der Krone in die der Reichs-
stände überging. Es begann die „Freiheitszeit“, der erst Gustavs III.
Staatsstreich 1772 ein Ende machte. Was sie auch in der Politik
gesündigt haben mag, die Erneuerung des schwedischen Wirtschafts-
lebens und die Förderung der Kunst bleiben Ruhmesblätter ihrer
Geschichte. Sie nahm die große Aufgabe des Schloßbaues wieder
auf: seit 1727 wurde unter der Oberleitung einer Schloßbaukom-
mission der Plan des jüngeren Tessin zur Ausführung gebracht.
Nikodemus Tessin d. J. (1654—1728) war bereits seiner Geburt
nach Schwede. Er erhielt eine akademische Ausbildung und konnte
sich auf drei großen Studienreisen mit allem vertraut machen, was
Europas Architektur damals zu bieten hatte. Richtunggebend
 
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