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6. Norwegische Kunst vom 16. bis zum 18. Jahrhundert

rischen Apollos hat er den Charakter Gustavs als eines unwidersteh-
lich bezaubernden und seinen eigenen Zauber nicht ohne Koketterie
genießenden Festkönigs eingezeichnet und so ein Wahrzeichen des
abscheidenden ancien regime geschaffen. Auch in der schwedischen
Kunst steht diese Schöpfung wie ein Symbol: es ist das letzte Wort
der glanzvollen Kunst des 18. Jahrhunderts. Als das Denkmal 1808
enthüllt wurde, war das Kunstleben bereits verödet. Trübe Zeiten
brachen für Schweden an. Die letzten Könige vom Wasastamme
waren schwache Persönlichkeiten, die schwedische Politik erlitt
einen Fehlschlag nach dem anderen, Finnland, das letzte Erbstück
der Großmachtszeit, ging verloren. Das Land verarmte. Um 1815
waren die Künstler der gustavianischen Zeit so ziemlich alle vom
Schauplatz verschwunden, und die schwedische Kunst hatte ihre
Aufgabe von neuem zu beginnen.

6. Norwegische Kunst
vom 16. bis zum 18. Jahrhundert
In ganz andere, sehr viel primitivere Verhältnisse führt die Ge-
schichte der norwegischen Kunst dieses Zeitraumes. In Norwegen
hat die Kunst selbst eine bescheidene gesellschaftliche Bedeutung
nicht vor dem 18. und die Geltung als selbständige geistige Tätig-
keit hat sie erst im 19.Jahrhundert errungen. „Künstler“ gab es
nicht, sondern nur Handwerksmeister, die die Bedürfnisse des bür-
gerlichen und kirchlichen Lebens bestens zu befriedigen bemüht
waren. Ausländische Meister, in der Regel Kräfte dritten oder noch
geringeren Ranges, fanden sich in den Handelsstädten der Küste,
in Bergen und Christiania, in Stavanger und Drontheim, ein;
manche zogen auch als Wanderkünstler weit im Lande umher: so
wurden die neuen Stilelemente ins Land gebracht und verhältnis-
mäßig schnell selbst bis in entlegenere Täler vorgetragen. Die
Renaissanceformen führten vorzüglich deutsche Meister ein, aber
der Seeverkehr mit Holland und die Beziehungen zu der stark von
Holland beeinflußten dänischen Kunst setzten ihnen auch hier einen
 
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