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2. Die Kunst der schwedischen Großmachtszeit
Frankreich eingewanderten Simon de la Vallee übertragen wurde;
sein Sohn Jean wurde 1651 zum ersten Reichsarchitekten ernannt.
Das war bereits unter Christine. In ihr lebte der Kunstsinn der
älteren Wasas noch einmal auf; die fast ehrfürchtige Bewunderung,
die sie in Rom Bernini widmete, bekundet, daß sie Verständnis für
die große künstlerische Persönlichkeit besaß. Indes war ihr Kunst-
sinn mehr empfangend und genießend als schöpferischer Natur;
auf die Entwicklung der schwedischen Kunst hat sie kaum Einfluß
ausgeübt. Aber sie bedurfte der künstlerischen Atmosphäre und
umgab sich mit einem Kunsthofe; sie war die größte Kunstsamm-
lerin, die das Land bis dahin gesehen hatte; der Prager Kunstraub
von 1648 füllte ihre Galerie mit erlesenen Kunstwerken. Nach
ihrer Abdankung nahm sie ihre Gemäldesammlung mit sich nach
Rom, und nur weniges davon ist im Laufe der Zeit nach Schweden
zurückgekehrt.
2. Die Kunst
der schwedischen Großmachtszeit
Während die Initiative der Krone erschlaffte, setzte nun die
großartige Bautätigkeit des schwedischen Adels ein.
Für den schwedischen Adel brachte die Großmachtszeit eine
äußere und innere Erneuerung mit sich. Unter dem Glanze, den
der Kriegsruhm auf den schwedischen Namen warf, schoß das
Selbstgefühl der führenden Klasse, die die Generale und hohen
Offiziere der siegreichen Heere stellte, gewaltig in Blüte, und der
schwedische Edelmann, der bis dahin nicht viel anderes als ein
derber Krautjunker gewesen war, nun aber auf den großen Kriegs-
zügen weit in Europa herumkam und hier die Formen und den
Luxus des großen Lebens kennen lernte, wollte nicht geringer sein
als seine Standesgenossen auf dem Kontinente und daheim gleich
ihnen als Grandseigneur auftreten und leben. Die Mittel hierzu
wußte er sich zu beschaffen, indem er gewissenhaft nach dem
Rezepte verfuhr, das Hermann Wrangel seinen Sohn lehrte: „Mache,
2. Die Kunst der schwedischen Großmachtszeit
Frankreich eingewanderten Simon de la Vallee übertragen wurde;
sein Sohn Jean wurde 1651 zum ersten Reichsarchitekten ernannt.
Das war bereits unter Christine. In ihr lebte der Kunstsinn der
älteren Wasas noch einmal auf; die fast ehrfürchtige Bewunderung,
die sie in Rom Bernini widmete, bekundet, daß sie Verständnis für
die große künstlerische Persönlichkeit besaß. Indes war ihr Kunst-
sinn mehr empfangend und genießend als schöpferischer Natur;
auf die Entwicklung der schwedischen Kunst hat sie kaum Einfluß
ausgeübt. Aber sie bedurfte der künstlerischen Atmosphäre und
umgab sich mit einem Kunsthofe; sie war die größte Kunstsamm-
lerin, die das Land bis dahin gesehen hatte; der Prager Kunstraub
von 1648 füllte ihre Galerie mit erlesenen Kunstwerken. Nach
ihrer Abdankung nahm sie ihre Gemäldesammlung mit sich nach
Rom, und nur weniges davon ist im Laufe der Zeit nach Schweden
zurückgekehrt.
2. Die Kunst
der schwedischen Großmachtszeit
Während die Initiative der Krone erschlaffte, setzte nun die
großartige Bautätigkeit des schwedischen Adels ein.
Für den schwedischen Adel brachte die Großmachtszeit eine
äußere und innere Erneuerung mit sich. Unter dem Glanze, den
der Kriegsruhm auf den schwedischen Namen warf, schoß das
Selbstgefühl der führenden Klasse, die die Generale und hohen
Offiziere der siegreichen Heere stellte, gewaltig in Blüte, und der
schwedische Edelmann, der bis dahin nicht viel anderes als ein
derber Krautjunker gewesen war, nun aber auf den großen Kriegs-
zügen weit in Europa herumkam und hier die Formen und den
Luxus des großen Lebens kennen lernte, wollte nicht geringer sein
als seine Standesgenossen auf dem Kontinente und daheim gleich
ihnen als Grandseigneur auftreten und leben. Die Mittel hierzu
wußte er sich zu beschaffen, indem er gewissenhaft nach dem
Rezepte verfuhr, das Hermann Wrangel seinen Sohn lehrte: „Mache,