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2. Die Kunst der schwedischen Großmachtszeit

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daß du was aufhebst gleich wie die anderen; der was nimmt, der
hat was“; die Vormundschaftsregierungen fürChristine und Karl XL,
während, deren der Adel das Heft in der Hand hatte, boten ihm
Gelegenheit den in der Fremde errafften Reichtum, besonders den
Besitz an Grund und Boden, zu vermehren. Der Landbesitz man-
cher Magnatenfamilien kam kleinen Fürstentümern gleich, ein
breites luxuriöses Leben wurde Regel auf den schwedischen Adels-
sitzen, und zu dessen ersten Anforderungen gehörte ein stattliches
modernes Schloß — jetzt in Stein und nicht mehr, wie in den be-
scheidenen alten Tagen, in Holz. So entfaltete sich unter der Ägide
des Adels eine Bautätigkeit großen Stiles, die hauptsächlich Mittel-
schweden zugute kam. Die großen Bauherren sammelten einen
ganzen Stab von Künstlern um sich, die sie zum Teil in festen Dienst
nahmen; der größte von allen war der der Königsfamilie verschwä-
gerte Graf Magnus Gabriel de la Gardie, Reichskanzler der Vor-
mundschaftsregierung für Karl XL, ein freigebiger Gönner und
Förderer von Wissenschaft und Kunst, der eine ganze Anzahl von
Neu- und Umbauten der Schlösser auf seinen Gütern durchführte.
Auch bedurften die Herren standesgemäßer Absteigequartiere in der
Hauptstadt, wo seit Gustav Adolf die Reichsverwaltung zentralisiert
war, und so erbauten sich die Oxenstierna und die Wrangel, die
de la Gardie, die Bonde, die Brahe und andere Familien des Groß-
adels in Stockholm überaus stattliche Paläste.
Mit dem Bau von Schloß Tidö durch Axel Oxenstjerna begann
die Adelskunst in den zwanziger Jahren einzusetzen — die Ent-
scheidungen von 1680 und 1682 machten ihrer Blüte ein Ende.
Die Einführung der absoluten Monarchie brach die politische, die
umfassende Einziehung ehemaligen Staatsguts die wirtschaftliche
Machtstellung des Adels. Schon aber hatte inzwischen wieder die
Krone ein bedeutendes Werk in Angriff genommen. Im Jahre 1662
begann Hedwig Eleonora, die Witwe Karls X. Gustav und lang-
jährige Vormünderin ihres Sohnes Karls XL, den Neubau des von
ihr erworbenen Schlosses Drottningholm am Mälarsee. An den über
fünfzig Jahre sich hinziehenden Arbeiten war jene ganze Gruppe
von Künstlern — Architekten, Malern, Bildhauern und Dekora-
teuren — beteiligt, die die Entwicklung der schwedischen Kunst
 
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