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1. Renaissance in Schweden

Seit der Aufnahme des Christentums, die sich im Laufe des
11. Jahrhunderts, früher in Norwegen, später in Schweden, ent-
schied, war es auch in diesen beiden Ländern die Kirche, die der
Kunst die Aufgaben und den geistigen Inhalt gab. Noch im 15. Jahr-
hundert war in Schweden der Bedarf an kirchlichen Kunstwerken
so groß, daß er eine dauernde und beträchtliche Einfuhr aus Nord-
deutschland und den Niederlanden in Bewegung setzte. Aber mit
der 1527 in Schweden, 1537 in Norwegen vollzogenen Einführung
der Reformation riß diese kirchliche Kunst ab, und das Kunstleben
bedurfte, da die Kirche aus ihrer Stellung darin verdrängt wurde,
einer völligen Umstellung. Weltliche Kräfte übernahmen die Kunst-
pflege und setzten die Aufgaben. Dem neuen Kunstbedürfnisse
waren die lebensheiteren Formen der Renaissance, die etwa gleich-
zeitig aus den Nachbarländern einzuströmen begannen, sehr will-
kommen, und es fanden diese um so leichter Eingang und Ver-
breitung, als die Gotik ihnen hier nicht die zählebige Kraft, wie in
Deutschland und in England, entgegenzusetzen hatte.
Aber die neue Kunst stieß in den beiden Ländern auf sehr ver-
schiedene Bedingungen.
Norwegen, noch im 13. Jahrhundert unter dem Sverregeschlecht
politisch und wirtschaftlich eine nordische Großmacht, war seitdem in
ein tiefes Wellental seiner Geschichte hinabgeglitten. Seiner Kolonial-
lande und seiner Seegeltung beraubt, hatte es in langwierigen und
blutigen Bürgerkriegen seine Volkskraft so erschöpft, daß es gegen
die klug geführte dynastische Politik der dänischen Margarete, die
auf Vereinigung der drei nordischen Reiche abzielte, keinen Wider-
stand aufzubringen vermochte und sich am Ausgange des 14. Jahr-
 
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