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11. Durchbruch und Neuromantik in Norwegen

seine Köpfe, von grünlich-bleichem Lichte umwoben, Visionen gleich
auf. Die Augen des Dichters Grolleau blicken trüb versonnen in
die Weite; der Geiger und seine Zuhörer sinken wie willenlos in die
Töne hin; zwei Brüder, ein Mann und ein Kind, drängen sich an-
einander und bleiben doch einander fremd, hilflos verlassene Ge-
schöpfe in einer fremden Welt.

11. Durchbruch und Neuromantik
in Norwegen
Auch die Ablösung der norwegischen Malerei von Düsseldorf be-
gann sich in den sechziger Jahren zu vollziehen.
Allen anderen weit voraus schritt ein starker und origineller
Künstler neuen Zielen entgegen. Das war Oluf Isaachsen (1835—93),
der nach ausgiebiger Lehrzeit bei Tidemand sich in Coutures Werk-
statt weiterbildete, dann aber 1863 nochmals nach Paris zurück-
kehrte und hier unter Courbet arbeitete. Er ist der einzige unter
den skandinavischen Künstlern gewesen und geblieben, der diese
mächtige Kraft erkannt und der so die moderne malerische An-
schauung aus erster Hand, von einem ihrer Schöpfer übernommen
hat. Immer war es die malerische Aufgabe, die ihn als geborenen
Koloristen reizte und beschäftigte; aber wie er sie nahm, das be-
kundet einen Poeten, einen Dichter in Farben. Ein Frühlings-
gedicht ist das der Malweise Courbets besonders nahestehende Mäd-
chen unterm Fliederstrauch. Ihm entdeckten zuerst die Räume
der alten Bauernhäuser in dem von ihm mit Vorliebe befahrenen
weltentlegenen Saetersdal ihre ganze farbige Schönheit; er malte
etwa eine Diele, deren Töne die Zeit zu gobelinhafter Milde abge-
stimmt hat, oder eine dunkle, mit Truhen und Kleidern gefüllte
Kammer, in die das Licht seinen Strahl schießt: er braucht keine
Staffage noch gar anekdotische Zutat, aber fast hat der Vorgang
etwas Spannendes, wie der Künstler die schlummernden Farben
aufruft, bewegt, ordnet, und wie die toten Dinge in Farben zu leben
und zu singen anheben. Es gibt von Isaachsen kompositionelle
 
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