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15. Bildnerei und Baukunst in Schweden
durch Munthes dekorative Kunst geförderte Versuch, auf den alten
norwegischen Holzbaustil zurückzugreifen, konnte freilich nur bei
ganz bestimmten Bauaufgaben ländlichen oder halbländlichen Cha-
rakters zu annehmbaren Ergebnissen führen, dagegen ließen sich
aus der Baukunst der dänischen Zeit des 17. und des 18. Jahrhun-
derts mancherlei Anregungen schöpfen. Die jüngst erfolgte Be-
gründung einer Architekturakademie — der ersten und einzigen
akademischen Anstalt, die Norwegen besitzt — deutet darauf hin,
daß man sich der Bedeutung bewußt geworden ist, die planmäßige
Schulung des architektonischen Denkens für die künstlerische Zu-
kunft des Landes gewinnen kann.
15. Bildnerei und Baukunst
in Schweden
In Schweden rang sich die Bildnerei nur langsam vom Klassizis-
mus los. An den seit Fogelbergs Vorgang gern gewählten nordisch-
nationalen Motiven bemühte sie sich, sich zum Charakteristischen
zu finden. Jens Peter Molin (1814—1873) gelang in der Freigruppe
der „Gürtelspanner“ die gewandte Lösung eines verwickelten Be-
wegungsmotivs. Frischer griff in Körperbehandlung und Charakte-
ristik John Börjeson (1835—1910) zu, der einige gute Denkmäler
geschaffen hat. Sein bestes Werk ist der Karl X. Gustav in Malmö:
Pferd und Reiter in kraftvoller, fest geschlossener Form gut zu-
sammengebracht und in einen wirkungsvollen Umriß von monu-
mentalem Zuge eingespannt. Börjeson hatte bereits in Paris stu-
diert, aber erst Per Hasselberg (1850—1894) führte durch entschie-
denen Anschluß an die französische Schule die endgültige Ablösung
von der nordisch-klassizistischen Tradition herbei. Hasselberg war
ein lyrisches Talent, das das Liebliche und das Sinnige suchte.
Jugendliche Mädchengestalten, deren Formen er in sanften Über-
gängen ineinandergleiten läßt, bildeten das Vorzugsgebiet seiner
Kunst; mit Feinheit schilderte er das Unentfaltete, Halbbewußte,
Traumbefangene im seelischen und leiblichen Dasein des Weibes:
die kecke Gaminerie des Jungmädchentums in der „Kröte“, das
Insichhineinlauschen der erwachenden Jungfrau im „Schneeglöck-
15. Bildnerei und Baukunst in Schweden
durch Munthes dekorative Kunst geförderte Versuch, auf den alten
norwegischen Holzbaustil zurückzugreifen, konnte freilich nur bei
ganz bestimmten Bauaufgaben ländlichen oder halbländlichen Cha-
rakters zu annehmbaren Ergebnissen führen, dagegen ließen sich
aus der Baukunst der dänischen Zeit des 17. und des 18. Jahrhun-
derts mancherlei Anregungen schöpfen. Die jüngst erfolgte Be-
gründung einer Architekturakademie — der ersten und einzigen
akademischen Anstalt, die Norwegen besitzt — deutet darauf hin,
daß man sich der Bedeutung bewußt geworden ist, die planmäßige
Schulung des architektonischen Denkens für die künstlerische Zu-
kunft des Landes gewinnen kann.
15. Bildnerei und Baukunst
in Schweden
In Schweden rang sich die Bildnerei nur langsam vom Klassizis-
mus los. An den seit Fogelbergs Vorgang gern gewählten nordisch-
nationalen Motiven bemühte sie sich, sich zum Charakteristischen
zu finden. Jens Peter Molin (1814—1873) gelang in der Freigruppe
der „Gürtelspanner“ die gewandte Lösung eines verwickelten Be-
wegungsmotivs. Frischer griff in Körperbehandlung und Charakte-
ristik John Börjeson (1835—1910) zu, der einige gute Denkmäler
geschaffen hat. Sein bestes Werk ist der Karl X. Gustav in Malmö:
Pferd und Reiter in kraftvoller, fest geschlossener Form gut zu-
sammengebracht und in einen wirkungsvollen Umriß von monu-
mentalem Zuge eingespannt. Börjeson hatte bereits in Paris stu-
diert, aber erst Per Hasselberg (1850—1894) führte durch entschie-
denen Anschluß an die französische Schule die endgültige Ablösung
von der nordisch-klassizistischen Tradition herbei. Hasselberg war
ein lyrisches Talent, das das Liebliche und das Sinnige suchte.
Jugendliche Mädchengestalten, deren Formen er in sanften Über-
gängen ineinandergleiten läßt, bildeten das Vorzugsgebiet seiner
Kunst; mit Feinheit schilderte er das Unentfaltete, Halbbewußte,
Traumbefangene im seelischen und leiblichen Dasein des Weibes:
die kecke Gaminerie des Jungmädchentums in der „Kröte“, das
Insichhineinlauschen der erwachenden Jungfrau im „Schneeglöck-