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7. Dahl
Christi geschmückt, und in dem interessanten Bauernmaler Peder
Aadnaes (f 1792) ist die bäuerliche „Rosenmalerei“ eine Verbindung
mit der Stadt- und Stilkunst eingegangen.
7. D a h 1
Bei der Liquidation der napoleonischen Ära gelang es Norwegen
nach der Ablösung aus dem dänischen Staatsverbande sich 1814 in
der Union mit Schweden die staatliche Unabhängigkeit zu sichern.
Fremder Vormundschaft entledigt, machte sich das norwegische
Volk an das Werk des Neubaues des nationalen Lebens, und dabei
entfaltete es auf allen Gebieten eine in langer Brache gesammelte,
unverbrauchte Kraft und ein unerschütterliches, zuweilen naives
Selbstvertrauen, die bekunden, daß diese ihren geschichtlichen
Schicksalen nach alte Nation in eine zweite Jugend eingetreten
war. Das 19. Jahrhundert wurde für Norwegen das Jahrhundert
der Selbstentdeckung: seines eigenen Wesens habhaft und gewiß
zu werden, sich sich selbst und der Welt erkennbar zu machen, das
ist die Aufgabe, auf die sich das-ganze Geistesleben der Nation,
bewußt oder unbewußt, mit angespannter Energie einstellt. An
dieser Selbstentdeckung hat neben der Dichtung und der Musik
die bildende Kunst einen vorzüglichen Anteil, indem sie die nor-
wegische Natur und das norwegische Volksleben erschloß, und in-
dem sie sich mit wachsendem Erfolge bemühte, das eigentümliche
Gefühlsleben der Nation an der Welt der sinnlichen Erscheinung
zum Ausdruck zu bringen. Dabei ist es für ihre Entwicklung von
Bedeutung geworden, daß sie nicht durch eine bodenständige Über-
lieferung im Lande gestützt, aber auch nicht gebunden war. Denn
die europäischen Stile waren durch Fremde als Importware ein-
geführt, auch fast ausschließlich von solchen geübt worden; an den
großen Auseinandersetzungen und Umbildungen der Kunst hatte
Norwegen seit dem Mittelalter keinen aktiven Anteil genommen;
fern lag ihm Italien, noch ferner die Antike. Erklärlich, daß der
klassizistische Stil hier auf steinigen Boden stieß. Ihn vertrat in
7. Dahl
Christi geschmückt, und in dem interessanten Bauernmaler Peder
Aadnaes (f 1792) ist die bäuerliche „Rosenmalerei“ eine Verbindung
mit der Stadt- und Stilkunst eingegangen.
7. D a h 1
Bei der Liquidation der napoleonischen Ära gelang es Norwegen
nach der Ablösung aus dem dänischen Staatsverbande sich 1814 in
der Union mit Schweden die staatliche Unabhängigkeit zu sichern.
Fremder Vormundschaft entledigt, machte sich das norwegische
Volk an das Werk des Neubaues des nationalen Lebens, und dabei
entfaltete es auf allen Gebieten eine in langer Brache gesammelte,
unverbrauchte Kraft und ein unerschütterliches, zuweilen naives
Selbstvertrauen, die bekunden, daß diese ihren geschichtlichen
Schicksalen nach alte Nation in eine zweite Jugend eingetreten
war. Das 19. Jahrhundert wurde für Norwegen das Jahrhundert
der Selbstentdeckung: seines eigenen Wesens habhaft und gewiß
zu werden, sich sich selbst und der Welt erkennbar zu machen, das
ist die Aufgabe, auf die sich das-ganze Geistesleben der Nation,
bewußt oder unbewußt, mit angespannter Energie einstellt. An
dieser Selbstentdeckung hat neben der Dichtung und der Musik
die bildende Kunst einen vorzüglichen Anteil, indem sie die nor-
wegische Natur und das norwegische Volksleben erschloß, und in-
dem sie sich mit wachsendem Erfolge bemühte, das eigentümliche
Gefühlsleben der Nation an der Welt der sinnlichen Erscheinung
zum Ausdruck zu bringen. Dabei ist es für ihre Entwicklung von
Bedeutung geworden, daß sie nicht durch eine bodenständige Über-
lieferung im Lande gestützt, aber auch nicht gebunden war. Denn
die europäischen Stile waren durch Fremde als Importware ein-
geführt, auch fast ausschließlich von solchen geübt worden; an den
großen Auseinandersetzungen und Umbildungen der Kunst hatte
Norwegen seit dem Mittelalter keinen aktiven Anteil genommen;
fern lag ihm Italien, noch ferner die Antike. Erklärlich, daß der
klassizistische Stil hier auf steinigen Boden stieß. Ihn vertrat in