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6. Norwegische Kunst vom 16. bis zum 18- Jahrhundert 39

Kaufmanns- und Beamtenpatriziat vor allem in den See- und Han-
delsstädten des Landes, in Bergen, Christiania, Drontheim, verstand
zu leben; aus den überseeischen Beziehungen und Erfahrungen
wußte man, was in der großen Welt Schick und Brauch war, und
Künstler und Handwerker, die von draußen den neuesten Ge-
schmack mitbrachten, waren willkommen und fanden Beschäftigung.
Die in jener „guten alten Zeit“ im Lande herrschende Stimmung
festlichen Lebensgenusses fand im Rokoko die ihr zusagende For-
mensprache; die Rokokozeit kann geradezu als eine Blütezeit nor-
wegischer Bürgerkultur bezeichnet werden. Wie man den Stil für
die Aufgaben des Holzbaues ausnutzte, zeigt z. B. der anmutige
Damsgaard in Bergen. Für die Maler hatte man neben dem ansehn-
lichen Bedarfe an Bildnissen auch in den „Großstuben“ Beschäf-
tigung, deren Leinwandtapeten man von ihnen mit Stadtansichten,
Phantasielandschaften, Jagd- und Hirtenidyllen oder allegorischen
Darstellungen ausmalen ließ. Die Meister, die diese Aufträge aus-
führten, waren nach wie vor überwiegend Ausländer, in erster Linie
Deutsche und Dänen. Als ihre tüchtigsten Vertreter wären etwa
zu nennen Carl Christian Michaelsen aus Rendsburg, der die statt-
lichen Patrizierhöfe Drontheims mit Stukkaturen und Malereien
geschmückt hat, dann Mathias Blumenthal, dessen dekorative
Malereien für das Fasmerzimmer in Bergen als die glücklichste
Leistung dieser Art gelten dürfen, endlich der Berliner Hosenfeiler,
der für die 1758—72 betriebene Fayencewerkstatt von Herrebö
gearbeitet und sich als Bildnismaler über den landesüblichen
Durchschnitt erhoben hat. Übrigens sind aus diesem Zeiträume
auch bereits einige einheimische Meister bekannt, die sämtlich dem
Osten des Landes entstammen: der Bildnismaler Peder Andersen
hat es 1683 zum „Hofschilderer“ am dänischen Hofe gebracht.
Sein Schüler war Magnus Berg (1666—1739), ein Bauernsohn, der
sich durch seine auffällige Begabung als Holzschnitzer frühzeitig
Gönner erwarb und gleichfalls nach Kopenhagen auswanderte; er
studierte zuerst Malerei, hat sich aber dann seinen Ruf durch seine
ungemein kunstvollen und sehr geschätzten Elfenbeinschnitzereien
erworben. Christian Thaaning hat die 1761 vollendete Kirche in
der Bergwerksstadt Kongsberg mit 23 Bildern aus dem Leben
 
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