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4. Schwedische Malerei des 18. Jahrhunderts

der Eintritt des an Wohlhabenheit und Selbstgefühl gewachsenen
Bürgertums ins Kunstleben. Gern verwandte der Bürger die ge-
fälligen Rokokoformen bei der Einrichtung und Ausstattung seines
Hauses, und die Begüterten ließen sich und ihre Angehörigen von
den Künstlern des Tages malen. Aber wie der Barock, so empfing
auch das Rokoko in Schweden seine Farbe durch eine gewisse kühle
Intellektualität und besonnene Vorsicht des nationalen Kunst-
temperamentes. Hier fand die geniale Verwegenheit, mit der die
deutsche Kunst dem Stile die letzten und kühnsten Konsequenzen
abgewann, keinen Boden; hier forderte man selbst im freiesten
Spiele der Fläche und Form Übersichtlichkeit, Klarheit und Mäßi-
gung, und es ist darnach verständlich, daß der Stil Louis XVI.
mit seiner bestimmten Gliederung, seiner bedachtsamen Wahrung
der Fläche und seiner feingliedrigen Ornamentik dem schwedischen
Geschmacke besonders entgegenkam. In der Tat hat das schwe-
dische Kunsthandwerk im letzten Viertel des Jahrhunderts mit
dem dem Louis XVI. entsprechenden gustavianischen Stile einen
Höhepunkt erklommen.
4, Schwedische Malerei
des 18. Jahrhunderts
Einen vollständigen Sieg errang das französische Rokoko in der
Malerei.
Der Wandel war vorbereitet. Bereits in den Bildnissen Davids
v. Krafft hatte sich die breite Kraft des Barocks zu einer etwas
schlaffen und zuweilen nervösen Eleganz verflüchtigt, und in den
Arbeiten der letzten Mitglieder der alten Ehrenstrahlschen Schule
machte sich die steigende Rokokowelle in der Aufhellung und Ver-
dünnung der Farbe, sowie in der Wendung der Charakteristik zum
liebenswürdig Weltmännischen bemerkbar. Unter der unmittel-
baren Berührung mit der französischen Kunst aber entfaltete sich
ein schwedischer Ableger der klassischen französischen Rokoko-
malerei, der während einiger Jahrzehnte glänzende Blüte trieb.
In keinem anderen Lande stößt man auf eine ähnliche Erscheinung.
 
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