4. Schwedische Malerei des 18. Jahrhunderts
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Die Maler waren Schweden, aber die Malerei war französisch; die
Künstler selbst wurden zu erheblichem Teile in Paris heimisch, und
Persönlichkeiten wie Roslin und Lafrensen gehören am Ende eben-
sogut der französischen wie der schwedischen Kunstgeschichte an.
Der erste, der — 1717 — den Weg nach Paris nahm, war Gustav
Lundberg (1695—1786), der dort in den Jahren 1720 und 1721
Zeuge der Wirksamkeit und der Triumphe Rosalba Cameras wurde
und sich nach ihrem Vorbilde die Modetechnik des Pastells mit
solchem Erfolge aneignete, daß er sich in Paris den Rang eines von
Hof und Gesellschaft sehr gesuchten Pastellisten eroberte. Das
Jahr seiner Heimkehr, 1745, darf als das Durchbruchsjahr des
neuen Stils in der schwedischen Malerei bezeichnet werden. Mit
Entzücken wurde der schillernde Farbenreiz und die schmeichelnde
Anmut seiner Pastellbildnisse daheim aufgenommen; alle Welt
wollte von Lundberg gemalt sein, und vier Jahrzehnte lang schil-
derte der Künstler, immer geschmackvoll, zuweilen, wie im Bild-
nisse der Juliana Henk, mit hoher Meisterschaft, die Eleganz und
die Frauenschönheiten der lebenslustigen Stockholmer Gesellschaft.
In Paris bildete sich nun in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts
eine schwedische Künstlerkolonie. Das stärkste Talent dieser
Gruppe war Alexander Roslin (1718—93), der nach Wanderjahren
in Deutschland und Italien 1752 in Paris landete, wo ihm die Emp-
fehlung der französischen Großherzogin von Parma Tür und Tor
öffnete. Mit einem Schlage errang sich der Schwede einen Platz
unter den gefeiertsten Bildnismalern, und er hat ihn dauernd be-
hauptet. Er machte sich in Paris ansässig und wurde Mitglied der
Akademie. Roslin ist in erster Reihe Virtuose. Von strahlender
Festlichkeit ist seine Farbe, die in der Wiedergabe des Stofflichen
schwelgt und freudig die heitere Pracht äußerer Existenz schildert.
In der Charakteristik hält er sich im ganzen im Bereiche der typi-
schen Menschenauffassung des Rokokos, er bleibt an der Oberfläche
und gibt Abbilder von wohlerzogenen Weltleuten und graziösen
Weltdamen, so wie sie gern scheinen und gesehen sein wollen. Was
aber seinem Werke einen persönlichen Zug leiht, das ist die Atmo-
sphäre eines gesunden und herzhaften Lebensbehagens, das dem
Künstlichen und Morbiden aus dem Wege geht. Schwüler par-
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Die Maler waren Schweden, aber die Malerei war französisch; die
Künstler selbst wurden zu erheblichem Teile in Paris heimisch, und
Persönlichkeiten wie Roslin und Lafrensen gehören am Ende eben-
sogut der französischen wie der schwedischen Kunstgeschichte an.
Der erste, der — 1717 — den Weg nach Paris nahm, war Gustav
Lundberg (1695—1786), der dort in den Jahren 1720 und 1721
Zeuge der Wirksamkeit und der Triumphe Rosalba Cameras wurde
und sich nach ihrem Vorbilde die Modetechnik des Pastells mit
solchem Erfolge aneignete, daß er sich in Paris den Rang eines von
Hof und Gesellschaft sehr gesuchten Pastellisten eroberte. Das
Jahr seiner Heimkehr, 1745, darf als das Durchbruchsjahr des
neuen Stils in der schwedischen Malerei bezeichnet werden. Mit
Entzücken wurde der schillernde Farbenreiz und die schmeichelnde
Anmut seiner Pastellbildnisse daheim aufgenommen; alle Welt
wollte von Lundberg gemalt sein, und vier Jahrzehnte lang schil-
derte der Künstler, immer geschmackvoll, zuweilen, wie im Bild-
nisse der Juliana Henk, mit hoher Meisterschaft, die Eleganz und
die Frauenschönheiten der lebenslustigen Stockholmer Gesellschaft.
In Paris bildete sich nun in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts
eine schwedische Künstlerkolonie. Das stärkste Talent dieser
Gruppe war Alexander Roslin (1718—93), der nach Wanderjahren
in Deutschland und Italien 1752 in Paris landete, wo ihm die Emp-
fehlung der französischen Großherzogin von Parma Tür und Tor
öffnete. Mit einem Schlage errang sich der Schwede einen Platz
unter den gefeiertsten Bildnismalern, und er hat ihn dauernd be-
hauptet. Er machte sich in Paris ansässig und wurde Mitglied der
Akademie. Roslin ist in erster Reihe Virtuose. Von strahlender
Festlichkeit ist seine Farbe, die in der Wiedergabe des Stofflichen
schwelgt und freudig die heitere Pracht äußerer Existenz schildert.
In der Charakteristik hält er sich im ganzen im Bereiche der typi-
schen Menschenauffassung des Rokokos, er bleibt an der Oberfläche
und gibt Abbilder von wohlerzogenen Weltleuten und graziösen
Weltdamen, so wie sie gern scheinen und gesehen sein wollen. Was
aber seinem Werke einen persönlichen Zug leiht, das ist die Atmo-
sphäre eines gesunden und herzhaften Lebensbehagens, das dem
Künstlichen und Morbiden aus dem Wege geht. Schwüler par-