Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
16. Ein Rückblick

109

aus hat die Slöjdbewegung gewirkt, die sich die Erhaltung und
Förderung der Volks- und Heimkunst zum Ziele setzte. In vorbild-
licher Weise ist es ihr gelungen, die Heimarbeit neu zu beleben, das
Interesse des Publikums auf sie zu lenken und die gute alte Über-
lieferung in besonnenerWeise den modernen Bedürfnissen anzupassen.
16. Ein Rückblick
Die schwedische und die norwegische Kunst sind zuweilen auf
gleichen Wegen nebeneinander hergeschritten. Das war durch den
Gang der allgemeinen europäischen Kunstgeschichte gegeben. Aber
über ein Nebeneinander und über gelegentliche, nicht tiefreichende
Berührungen ist trotz enger Nachbarschaft, Verwandtschaft und
geschichtlicher Verbundenheit der beiden Nationen ihr künstle-
risches Verhältnis nicht hinaus gediehen. Ja, es ist merkwürdig zu
beobachten, wie schwedische und norwegische Kunst nach ihren
historischen und völkischen Voraussetzungen, nach ihrer ganzen
Wesensart und Kräfteverteilung von Grund aus verschiedene Er-
scheinungen sind.
Schwedens neuere Kunst baut sich auf einer breiten, langsam und
ohne Bruch aufwachsenden europäischen Tradition auf. Mittel-
europa, Westeuropa, Italien haben ihr ihre Einflußströme zuge-
sandt; seit dem Ausgange des 17. Jahrhunderts zeigt sie sich so
weit gereift, daß sie sich in Baukunst, Malerei und Bildnerei mit
bedeutenden Meistern und Schöpfungen in der Gemeinschaft der
europäischen Kunstvölker zu legitimieren vermag. Was aber dieser
Tradition den eigentlichen Halt gibt, das ist die innere Beharrlich-
keit der Kunstgesinnung. Sie ist ihrem Wesen nach konservativ,
sie gibt einmal aufgenommene Kunsterlebnisse und Überzeugungen
nur ungern auf, und wenn sie darin zeitweise schwankend wird,
kehrt sie am Ende doch wieder zu ihnen zurück. Es führen Linien
von Tessins Schloßbau zur neuesten schwedischen Architektur, von
Sergeis Faun zu Erikssons Zehentanz und von Egron Lundgren zu
Anders Zorn; und so ist es auch kaum ein Zufall, daß die schwe-
dische Kunst nie einen wahrhaft revolutionären Künstler hervor-
gebracht hat. Das Schwergewicht der schwedischen Kunst ist in
 
Annotationen