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Dresdner, Albert
Schwedische und norwegische Kunst seit der Renaissance — Jedermanns Bücherei: Breslau: Ferdinand Hirt, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.67059#0052
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8. Schwedische Romantik

(1826—66), der zuvor in München studiert hatte. Er erwarb sich
seinen Ruf durch Bilder aus dem Volksleben in Lappland, in denen
er Reiseerinnerungen verarbeitete, und denen er später, nach seiner
Übersiedelung in die Heimat, auch Darstellungen aus dem dalekar-
lischen Bauernleben folgen ließ. Er wählte seine Motive nach dem
Geschmacke der Zeit, Gottesdienst und Hochzeit und ein stricken-
des hübsches Bauernmädel am Herde, aber er gab sie sachlicher,
weniger anekdotisch, als die Düsseldorfer derlei aufzumachen
pflegten; dazu war die Haltung der Bilder wirklich malerisch, ja
in einzelnen Teilen von fast raffiniertem Geschmacke für farbige
Schönheit — es war das erste Mal, daß schwedisches Volksleben in
Bildern nicht sowohl beschrieben, als künstlerisch erfaßt wurde.
Aber weit über diese Arbeiten wuchs Höckert in dem Großwerke
seines kurzen Lebens, dem 1864 vollendeten „Schloßbrande von
1697“ hinaus. Die Treppe hinab flüchtet in Hast und Schrecken
die königliche Familie, während hoch oben aus Glut und Qualm der
von Dienern getragene Sarg des kürzlich verstorbenen Karl XI.
auftaucht. Was dies Werk über die auch in Schweden vertretene
geschichtliche Theater- und Kostümszene erhebt, das ist das Tem-
perament und das Tempo. Die ganze Bildfläche ist in Bewegung
gesetzt, Feuerschein, Rauch und bleiches Tageslicht streiten mit-
einander; aus einer durchaus malerischen Phantasie hervorgegangen,
stellt das Bild das stärkste Stück schwedischer Malerei in diesem
Zeiträume dar.
Auch der beste Bildnismaler der Periode, Uno Troili (1815—75),
ein Schüler Södermarks, reifte erst im Pariser Klima. Langsam
sich aus einem etwas ängstlichen Bürgerstile herausarbeitend, ge-
wann er bei Couture (1857/58) malerischen Schmelz. Er ist der
Maler der kultivierten schwedischen Gesellschaft seiner Zeit, deren
Menschen er schlicht, ohne Pikanterie und ohne Pathos, aber mit
einem gewissen liebenswürdigen Wohlwollen schilderte. Zurück-
haltende Würde und ruhige Vornehmheit, bei den Frauen eine leicht
ätherisch angehauchte Lieblichkeit sind die Eigenschaften, die er
am überzeugendsten wiedergibt.
Als ein merkwürdiger Außenseiter steht Egron Lundgren (1815
bis 1875) in der Entwicklung. Ihn führte seine Reiselust nach den
 
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