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Twachtmann-Schlichter, Anke [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 14,1): Stadt Hildesheim: mit den Stadtteilen Achtum, Bavenstedt, Drispenstedt, Einum, Himmelsthür, Itzum, Marienburg, Marienrode, Neuhof, Ochtersum, Sorsum, Steuerwald und Uppen — Hameln, 2007

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44417#0261
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Akzente setzen vor allem der Palas oder das
„Hohe Haus“ und der weithin sichtbare Berg-
fried an der Domänenstraße. In den Quellen
wird häufig der Begriff „Hohes Haus“ verwandt,
wahrscheinlich um die erstaunliche Höhe des
Palas zu beschreiben. Die mittelalterlichen
Gebäude waren als frei stehende Gebäude
konzipiert und bildeten mit einer umlaufenden
Bruchsteinmauer, sofern die Umfassungsmau-
ern der Gebäude nicht Teil der Wehrmauer
waren, die im Grundriss fast quadratische
Kernburg. Ein Stich Merians aus der Topo-
graphia Saxoniae inferioris aus dem Jahre 1651
bzw. 1653 bezeichnet die Situation mitsamt
den vorgenommenen Erweiterungen, wie bei-
spielsweise der großen Steinscheune im
Norden und dem westlichen Vorhof.
Heute kennzeichnen drei Bestandteile die
Domäne: die frühere Kernburg, die westlich
gelegene Vorburg sowie der nordwestlich sich
anschließende Wirtschaftshof. Der ehemalige
Burggraben und Wall mit seinem alten Baum-
bestand zeichnen sich noch deutlich in der
heute parkähnlichen Anlage ab. Die Marienburg
diente anders als die Burg Steuerwald nicht als
Bischofssitz, sondern wurde von Anfang an
landwirtschaftlich genutzt. Infolgedessen wurde
sie häufig verpachtet oder, wenn nötig, belie-
hen.
Die im Ursprung dreiflügelige Anlage bildet den
ältesten und interessantesten Bestandteil der
Burg. Bauhistorisch von großer Bedeutung sind
der nordöstlich gelegene Palas und der süd-
westliche Bergfried, an die sich westlich des
Palas jüngere Gebäude anschließen. Bei-
spielsweise bildet der so genannte Kutsch-
pferdestall, ein zweigeschossiger Bruchstein-
bau, dessen südliche Traufseite in Fachwerk
ausgeführt ist, seit dem 16. Jh. den nordwest-
lichen Abschluss der ehemaligen Kernburg.
Wahrscheinlich wurde er zeitweise als Kapelle
genutzt. Zwischen Palas und dem südlich gele-
genen Brauhaus komplettiert der im 17. Jh.
aufgestockte Ostflügel die Anlage. Palas, Brau-
haus und Bergfried waren zunächst als frei ste-
hende Gebäude konzipiert, die eine fast 10 m
hohe Befestigungsmauer verband. Aus dieser
im Grundriss fast quadratischen und in einer
Flucht liegenden Anlage springt der Bergfried
mit seinen Außenwänden westlich und südlich
um 0,70 m vor.
Der zwischen 1346 und 1349 errichtete Palas
bildet mit seinen Außenmauern aus Bruchstein,
der nördlichen Traufseite und dem östlichen
Giebel den nordöstlichen Abschluss der ehe-
maligen Kernanlage. Weithin sichtbar dominiert
das hohe Gebäude mit seiner Firsthöhe von
29,50 m und einer Grundfläche von 21,05 x
12,65 m die Anlage und ist auch aufgrund sei-
nes weitgehend unveränderten Erhaltungszu-
standes von besonderem Interesse. Den
Baukörper gliedert ein gotisches Gurtgesims.
Der auf Steinkonsolen auskragende Aborterker
an der nördlichen Traufseite wird durch einen
Höhenversprung des Gurtgesimses in die Ge-
staltung einbezogen. Rhythmisch gegliedert
werden die Fassaden durch die gekuppelten,
spitzbogigen, zumeist schmalen Fenster, die
zum Teil mit schmückendem Beiwerk wie Perl-

Marienburg, Domänenstraße, Blick auf Palas und Bergfried



Marienburg, Domänenstraße, Blick auf so genannten Kutschpferdestall und Palas

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