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Kimpflinger, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 1, Teil 2): Stadt Braunschweig — Braunschweig, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.44169#0090
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Bismarckstr. 10/10A, 1889/90, Arch. C. Uhde


ren dieses Jahrhunderts eine Umnutzung zum
Krankenhaus erfahren und damit eine neue
Funktion erhalten, die es heute noch erfüllt und
die seit dieser Zeit immer wieder zu umfangrei-
chen Erweiterungen und Umbauten sowie einer
vollständigen Veränderung der Innenstruktur
geführt hat. Schwere Zerstörungen im Zweiten
Weltkrieg haben die originale Bausubstanz zu-
sätzlich dezimiert, so daß die ursprüngliche
Konzeption einer herrschaftlichen Villa heute in
einem Gebäudekonglomerat aufgegangen ist,
dessen authentische Reste aber im Hinblick auf
eine Architekturgeschichte des Historismus im-
mer noch bedeutsam genug sind, um als Bau-
denkmal zu gelten. Auch unter städtebaulichen
Gesichtspunkten ist die in formaler Anlehnung
an den Ursprungsbau weitergeführte Gesamt-
anlage in ihrer heutigen Form - mit dem nach
Kriegszerstörung wieder errichteten Hauptbau
an der Straßenfront und den mit markantem
Turm am Zusammenschluß der fünf Nachbar-
straßen gelegenen ehemaligen Wirtschaftsge-
bäuden - von außergewöhnlicher optischer
Wirkung.




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Bismarckstr. 10/10A, 1889/90, Arch. C. Uhde

Die Villa, deren ursprüngliche Fassadenbreite
an der heutigen Straßenfront von den beiden
flachen Risaliten mit abschließender, halbge-
schossiger Arkadenreihe definiert ist, war eines
der wichtigsten Projekte C. Uhdes im Bereich
des Privatbaues. Die zur Entstehungszeit der
Villa gebräuchlichen Architekturformen der Re-
naissance gehen bei diesem Bau, vornehmlich
in den Schmuckformen und der Gestaltung der
Fensteröffnungen eine Verbindung mit Elemen-
ten der arabischen Architektur ein, wobei Uhde
Eindrücke verarbeitete, die er kurz vorher auf
einer Reise durch Südspanien gesammelt hat-
te. Bemerkenswert an dieser Fassade ist auch
der umfangreiche Einsatz von Kunststein, eines
zu dieser Zeit neuen Baustoffes, aus dem die
gesamte floral-geometrische Ornamentik des
Baues hergestellt wurde.
Die letzte Erneuerungsphase des Gebäudes,
die auch den Ausbau des ehemals flachen Da-
ches umfaßte, fand zwischen 1988 und 1990
statt.
Bei der Versteigerung des herzoglichen
Küchengartens teilten nur wenige finanzkräftige
Bürger das in acht Baulose zerteilte Gelände
unter sich auf und wandelten sie umgehend in
kleine Bauplätze um, die sie als Bauunterneh-
mer entweder selbst bebauten oder mit hohem
Gewinn an Bauinteressenten weiter verkauften.
Diese Spekulationspraxis spiegelt sich in der
Wohnhausbebauung der Ostseite der südlichen
Bismarckstraße, wo sich unter den Adressen
Bismarckstraße 4/5, 6, 7, 8, und 9 Kasernen-
straße 1 komfortable Wohnhäuser erhalten ha-
ben, die mit der Maurerfirma Krause & Stege al-
le denselben Bauherren haben. Bei den Nrn. 6,
7 und 8 ist die Firma auch für den Entwurf ver-
antwortlich, während die Doppelhäuser Nr. 4/5
und Nr. 9 Kasernenstraße 1 auf den Architek-
ten Otto Rasche zurückgehen. Bei den drei
mittleren Bauten Nrn. 6, 7 und 8 von Krause
und Stege geht die architektonische Gestaltung
nicht über das konventionelle Maß hinaus, das
auch an anderen Stellen, etwa am Hagen- oder
Altewiekring vorherrscht: Ziegelbauten mit z.T.
unterschiedlich farbigen Steinen werden durch
Putzelemente wie Horizontalbänder, Eckquader,
 
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