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Lufen, Peter Ferdinand [Bearb.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 5,3): Landkreis Göttingen, Teil 2: Altkreis Duderstadt mit den Gemeinden Friedland und Gleichen und den Samtgemeinden Gieboldehausen und Radolfshausen — Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44173#0258
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Bischhausen, ev. St. Martinikirche, Flügelaltar, um 1500


Bewohnern in unsicheren Zeiten Schutz. Nicht
gesichert ist indes, ob die Wall-Graben-Befesti-
gung noch zusätzlich durch einen Knick oder
Palisadenzaun gesichert war.
Das Ortsbild des kompakten Haufendorfes wird
im wesentlichen geprägt durch das Zusam-
menwirken des verwinkelten, bis auf die Aufhe-
bung kleiner Wegestücke weitgehend erhalte-
nen Straßennetzes mit einer kaum veränderten,
kleinteiligen Parzellenstruktur sowie durch eine
klare Herausbildung des von der Kirche ge-
kennzeichneten Dorfmittelpunktes, die zugleich
durch ihre Fernsichtwirkung die Dorfsilhouette
beherrscht. Zur Aufgliederung des Dorfgrund-
risses tragen auch die Bachläufe mit Grünzü-
gen bei, die zugleich den Zusammenhang zwi-
schen topographischen Gegebenheiten und
Siedlungsprozeß widerspiegeln. Charakteri-
stisch für das Ortsbild sind ferner die durch Auf-
weitungen und Verengungen der Straßenräume
sowie durch abknickende Baufluchten hervor-
gerufenen Gliederungen in kleinteilige über-
schaubare Raumabschnitte. Einfluß auf das
Straßenbild nehmen zwei- bis vierseitige Hofan-
lagen mit ihren Torscheunen, die als besonders
wirksame Elemente im Ortsbild anzusehen sind.
Die von der Traufseite aus erschlossenen
Wohn- bzw. Wohnwirtschaftsgebäude sind fast
durchweg giebelständig ausgerichtet und stam-
men häufig noch aus dem 18. Jh. Zahlreiche der
im ausgehenden 18. bzw. im frühen 19.Jh. er-
richteten Bauten weisen auf den Giebelseiten
Drillingsständer auf - eine konstruktiv gestalteri-
sche Gefügeausbildung, die verstärkt in der
Gemeinde Gleichen auftritt.
Innerhalb des historisch gewachsenen Ortsbe-
reiches setzen die folgenden Bauten markante
Merkzeichen im Straßenbild: Am Hagen 7,
Dammtor 5, 12, 15, Drosselweg 5, Fuchs-
loch 8, Hirtenbergstor (Martinikirche), Hirten-
bergstor 9, Obertor 6, Schmiedegasse 1, 3,
Teufelstor 4 und 6.
Im Jahre 1765 entstand der doppelgeschossi-
ge, stockwerkweise abgezimmerte Fachwerk-
bau Am Hagen 7, wie die Inschrift an der Ober-
stockschwelle ausweist. Neben den gekrümm-
ten, weit ausladenden Eckstreben mit den
kurzen ans Rähm geführten Kopfbändern zei-
gen die Eckständer des Oberstocks noch flach
herausgearbeitete Säulenprofile. Den gleichen
konstruktiv gestalterischen Fassadenaufbau
weist der Fachwerkbau Obertor 6 von 1739
auf. Wohl aus der 2. Hälfte des 18.Jh. stammt
das Wohnhaus des Vierseithofes Dammtor 15.
Singulär ist indes der Fachwerkbau Fuchsloch
8, wohl aus der Mitte des 18.Jh., der auf der
vorderen Giebelseite noch Reste einer dekorati-
ven klassizistischen Putzverkleidung der Zeit
um 1800 zeigt.
Ev. St. Martinikirche (Hirtenbergstor)
Den Mittelpunkt des historisch gewachsenen
Ortskerns bildet die erhöht liegende, weithin
sichtbare Martinikirche, die 1739 anstelle eines
mittelalterlichen Vorgängerbaues errichtet wur-
de. Der auf niedrigen Sandsteinsockel gestellte,
verputzte Bruchsteinbau mit wuchtig wirken-
dem, eingezogenem Westturm schließt mit

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