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Lufen, Peter Ferdinand [Bearb.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 5,3): Landkreis Göttingen, Teil 2: Altkreis Duderstadt mit den Gemeinden Friedland und Gleichen und den Samtgemeinden Gieboldehausen und Radolfshausen — Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44173#0257
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im Besitz der Herren von Niedeck und von
Kerstlingerode war, ließ sich das Gartetal
überblicken und die von Göttingen nach Duder-
stadt bzw. Heiligenstadt führenden Handels-
straßen kontrollieren. Nachdem die Burganlage
im frühen 17.Jh. verfiel, entstand etwa ein Kilo-
meter südlich der Burg Niedeck auf dem Areal
der Wüstung Rode der Drostensitz und spätere
Domäne Niedeck, deren Lage und Gliederung
der Merian-Stich aus der Mitte des 17.Jh. wie-
dergibt. Die befestigte, nahezu ausschließlich in
Fachwerk errichtete Gesamtanlage, zu der
Pforthaus, Hofmeisterhaus, Kuhhirtenhaus,
Schäferhaus, die alte Kapelle und ältere Wirt-
schaftsgebäude gehörten, wurde bestimmt von
dem dreigliedrigen, gestaffelt angeordneten, of-
fenbar das Amtshaus darstellenden Gebäude.
Nach der Beschreibung des ausgehenden
17.Jh. war der stattliche Fachwerkbau 33
Spann lang und neun Spann breit.
Die Veränderungen der Gesamtanlage doku-
mentiert der „Situations Plan von dem Amthofe
zu Nideck“ aus der 2. Hälfte des Iß.Jh. Zu dem
nahezu geschlossenen Vierseithof gehörten u.a.
das „Alte-“ und „Neue Amtshaus“, Schaf-, Pfer-
de-, Rinder- und Entenstall, Sommer- und Win-
terscheune und Taubenhaus. Das alte Amts-
haus von 1616, inzwischen baufällig geworden,
wurde 1857 abgetragen. Von der einst prächti-
gen Gesamtanlage hat sich nur noch das Neue
Amtshaus von 1751 erhalten (Niedeck 5), ein
doppelgeschossiger, stockwerkweise abgezim-
merter Fachwerkbau unter hohem Walmdach
von 66 Fuß Länge und 45 Fuß Breite. Im Erdge-
schoß waren neben der großräumigen „Deel“
u.a. „Herren- und Frauen-Wohnstube, Schlaf-
und Speisekammer, Küche und Bedienten-Stu-
be“ vorgesehen, im 2. Obergeschoß sieben
Kammern und Stuben, während der Dachbo-
den „Vorrats-Räume, Rauch-Kammer und
Malz-Boden“ aufnahm.
GLEICHEN-BISCHHAUSEN

Eingebettet in die flachwellige Landschaft ent-
wickelte sich der erstmals 1093 als „Biscopes-
husen“ urkundlich erwähnte Ort am steileren
westlichen Hang einer flachen Talmulde am
Südrand der Gemeinde Gleichen. Im Jahre
1326 erhielten die Herren von Kerstlingerode
die Vogtei über das „Gericht Garte“, dem neben
Beienrode, Kerstlingerode, Rittmarshausen und
Weißenborn auch Bischhausen angehörte.
Nachdem die Kurhannoversche Landesaufnah-
me 1785 63 Feuerstellen nennt, zählt Bisch-
hausen um 1800 elf ganze und 13 halbe Acker-
höfe, 37 Köthner und fünf Brinksitzer, die insge-
samt 1802 Morgen Land, 96 Morgen Wiese,
387 Morgen Wald und 20 Morgen zehntfreie
Höfe bewirtschafteten. Überliefert ist, daß zahl-
reiche Scheunen des Oberdorfes durch ein
Großfeuer 1832 zerstört wurden.
Noch ein in Resten erhaltenes, schwach ausge-
prägtes, wohl spätmittelalterliches Wall-Graben-
System und die in den heutigen Straßenbe-
zeichnungen (Dammtor, Obertor, Teufelstor und
Hirtenbergstor) tradierten vier Tore deuten klar
auf eine Dorfbefestigung Bischhausens hin. Die
dörfliche Wehranlage, wie sie verstärkt im süd-
niedersächsisch-nordthüringischen Raum, ins-
besondere im Obereichsfeld auftritt, bot den


Niedeck, Situationsplan von dem Amthof zu Niedeck, Hauptstaatsarchiv Hannover, Mappe 635

Bischhausen, Drosselweg 5, Wohnhaus


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